Offene Hochschule Biberach sucht Dialog mit der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern
Kurz vor Ostern hat der Gemeinderat der Stadt Biberach einstimmig entschieden, dass sich Biberach künftig als Hochschulstadt bezeichnen möchte. Wir haben Professor André Bleicher, Rektor der Hochschule Biberach (HBC) gefragt, was sich dadurch ändert.
Biberach wird Hochschulstadt – was sagen Sie dazu?
Das ist Biberach natürlich längst, schließlich wurde die HBC hier vor über 50 Jahren gegründet. Dies wird nun auch im Namen deutlich – das freut uns ungemein! Denn das Ja zur Bezeichnung Hochschulstadt ist ein Ja zu unserer Hochschule. Und es stellt einen Baustein in der Absicherung des Hochschulstandortes Biberach dar.
Was ist für die HBC mit dieser Bezeichnung verbunden?
Die Denomination Hochschulstadt bringt einerseits die Verbundenheit der Stadt mit ihren Hochschulen zum Ausdruck und ist andererseits für uns Verpflichtung, den Transfercharakter der HBC in der Region noch stärker herauszustellen.
Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?
Transfer bedeutet den wechselseitigen, gemeinschaftlichen Austausch von Wissen, Ideen, Erfahrungen und Technologien. Partner dafür kann ein Unternehmen sein, eine Kommune, andere Wissenschaftseinrichtungen oder die Zivilgesellschaft. Das ITZ Plus, das derzeit an unserem Campus in Aspach entsteht, ist ein wunderbares Beispiel dafür. Das Gebäude soll Projekten Raum geben, die Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft miteinander verknüpfen. Für diesen Leuchtturm – das meine ich inhaltlich wie architektonisch – haben sich die Stadt Biberach als Bauherr und größter Investor, der Landkreis und die IHK Ulm als finanzielle Unterstützer sowie die HBC als wissenschaftlicher Partner zusammengefunden.
Was bedeutet es für die Studierenden in der Hochschulstadt Biberach zu studieren?
Zunächst einmal signalisiert die Bezeichnung: Biberach steht für Bildung, auch im akademischen Sinne. Zum anderen – das hat der Gemeinderat deutlich gemacht – soll es sich nicht um ein bloßes Lippenbekenntnis handeln, sondern Angebote für junge Menschen ausgebaut werden. Wir als HBC wiederum verstehen uns als offene Hochschule und suchen aktiv die Verbindung zur Stadt und ihren EinwohnerInnen.
Was bedeutet es für junge Menschen in der Hochschulstadt Biberach aufzuwachsen?
Im besten Fall erhalten die Kinder und Jugendlichen immer wieder Einblicke in die Hochschule, zum Beispiel über die Kinder-Uni, bei unseren Angeboten für Schulklassen oder anderen Veranstaltungen wie die Ringvorlesung. Hierzu laden wir Persönlichkeiten zu aktuellen Fragestellungen ein, zuletzt zum Thema Anthropozän. Die Frage ist doch, mit welcher Verantwortung diese Epoche, die wie keine andere durch den Menschen geprägt wird, verbunden ist.
Welche Möglichkeiten finden Studieninteressierte vor?
Ganz grob skizziert liegen unsere thematischen Schwerpunkte in den Bereichen Bauwesen und Biotechnologie. Und darauf blicken wir aus den unterschiedlichsten Perspektiven: der von ArchitektInnen, IngenieurInnen, NaturwissenschaftlerInnen und BetriebswirtschaftlerInnen. Dies führt zu einem vielseitigen Angebot von Bachelor- und Masterstudiengänge und vor allem zu mehr fächerübergreifenden Veranstaltungen als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle bei uns. Dies wollen wir in der Zukunft noch verstärken, indem wir alle Perspektiven unter dem Dach der Bioökonomie vereinen, also der Notwendigkeit, die wirtschaftliche Produktion von fossilen auf biogene Rohstoffe, Werk- und Reststoffe sowie regenerative Energiequellen umzustellen. Hierfür wollen wir einen systemrelevanten Beitrag leisten – indem wir Nachwuchskräfte ausbilden, die diesen Wandel mitgestalten können und indem wir unsere angewandte Forschung darauf ausrichten. Hier schließt sich der Kreis zur Transferhochschule.
Welche Studiengänge bieten sie künftig an?
Wir planen tatsächlich bioökonomische Studiengänge, wollen aber auch unsere bestehenden Angebote auf diesen Entwicklungspfad ausrichten. Das bedeutet: Unabhängig davon, für welches Fach sich ein Student oder eine Studentin bei uns einschreibt, bioökonomische Fragestellungen werden das Studium leiten.
Bis wann setzen Sie dies Pläne um?
Unsere bestehenden Studiengänge diskutieren bereits, wie sie ihre Neuausrichtung gestalten wollen. Die Fakultäten Betriebswirtschaft sowie Architektur und Energie-Ingenieurwesen zum Beispiel ändern bereits zum kommenden Wintersemester ihre Studienprogrammatik. Unterm Strich geht es darum, den Studierenden gerade in der ersten Phase ihres Studiums mehr Orientierungsmöglichkeiten zu bieten und anschließend mehr Wahlmöglichkeiten. So ist, wer an der HBC studiert hat, breit aufgestellt – und bestens qualifiziert für die anspruchsvollen Aufgaben, die in der Berufswelt warten.