Weltpolitik, Elite-Unis mit hervorragendem Ruf, Top-Forscher und ein ausgeprägtes Freizeitangebot: Viele junge Menschen träumen von einem Studium, oder zumindest einem Auslandssemester, in den USA. Nicht immer geht dieser Traum in Erfüllung. Denn ein Studium in den Vereinigten Staaten ist teuer und Bildung fast ein Luxusgut. Die durchschnittlichen Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen liegen bei 8.000 bis 18.000 US-Dollar pro Semester. Wer ein Studium im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ absolvieren kann, ist entweder vermögend, nimmt einen großen Batzen Schulden in Kauf oder hat durch besonders gute Leistungen und viel Engagement ein Stipendium erhalten. Zu letzteren zählt Christiane Schneider. Sie studiert an der Hochschule Biberach (HBC) im Master Energiewirtschaft und verbringt derzeit dank eines „Fulbright-Stipendiums“ zwei Semester an der Montclair State University im Bundesstaat New Jersey.

Foto: Die HBC-Studentin Christiane Schneider auf dem Campus der Montclair University in New Jersey.

Junge Frau vor einem Kürbisstand in Amerika
Junge Frau vor einem Kürbisstand in Amerika

Seit eineinhalb Monaten wohnt die Bachelor-Absolventin nun auf dem Campus der zweitgrößten öffentlichen Uni New Jerseys. Wie man es aus den amerikanischen Filmen kennt, lässt ihr vorübergehendes Zuhause keine Klischees aus: Mit zwei Amerikanerinnen und einer Deutschen teilt sie sich ein kleines Appartement im Studentenwohnheim. Die Sportanlagen, das Hallenbad, die Cafés und Restaurants sind nur wenige Gehminuten entfernt. „Vom Umweltschutzclub über den Gospelchor bis hin zum Rugbyteam: Sämtliche Hobbys können hier ausgelebt werden“, schwärmt die Energiewirtin über das Freizeitangebot. Doch das Uni-Leben in Amerika besteht nicht nur aus Sport und Spaß. Ganz im Gegenteil. Die Kurse erfordern laut Schneider viel mehr Vor- und Nachbereitung als in Deutschland. Und die ProfessorInnen sind streng: Wer im Kurs mehr als zweimal fehlt, bekommt Notenabzug. „In Deutschland haben wir da schon größere Freiheiten. Allerdings setzen sich in den USA die Noten über das Semester hinweg zusammen und es hängt nicht alles von einer Prüfung am Ende des Kurses ab.“

Bis Mai lebt die 24-Jährige nun im drittgrößten Staat der Erde. Angst davor, so lange und vor allem so weit von der Heimat entfernt zu sein, habe sie nicht. Schließlich hat sie im Rahmen des Bachelor International bereits ein Jahr in Frankreich verbracht. „Der Worst Case für mich wäre, wenn die Vorlesungen nicht mehr in Präsenz, sondern digital stattfinden würden“, äußert die Masterstudentin ganz andere Bedenken. Aktuell habe die Montclair State University die Lage aber gut im Griff: Es gilt Maskenpflicht und jede Woche werden auf einer Website Zahlen veröffentlicht, wie viele der 25.000 Studierende positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Wer nicht geimpft ist, wird exmatrikuliert.

Foto: Campus der Montclair University in New Jersey ©Christiane Schneider

Campus Montclair University New Jersey
Campus Montclair University New Jersey

Das Studentenleben beziehungsweise das Leben im Allgemeinen in Amerika habe aber auch seine Schattenseiten. Dazu gehört für Christiane Schneider vor allem die schlechte öffentliche Verkehrsanbindung: „Hier ist eigentlich alles so gebaut, dass man ein Auto braucht.“ Vom Campus sind es 20 Minuten zu Fuß bis zur nächsten Bushaltestelle, der Bahnhof an der Uni wird am Wochenende nicht angefahren. Die Verbindung ins knapp 30 Kilometer entfernte New York ist gut ausgebaut, Lebensmittel einkaufen gehe sie allerdings meist mit ihren amerikanischen Mitbewohnerinnen, die ein Auto besitzen. Auch hätten ihr ihr amerikanischen Mitbewohnern gleich zu Beginn gesagt, dass in manchen Städten im Großraum New York eine hohe Kriminalitätsrate gibt, weshalb man nachts nicht alleine unterwegs sein sollte. „Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass ich gesagt bekomme, in welcher Stadt ich mich problemlos bewegen kann und ich welcher nicht“, so die Studentin.

Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass ich gesagt bekomme, in welcher Stadt ich mich problemlos bewegen kann und ich welcher nicht

Christiane Schneider, Studentin

Ein wichtiger Bestandteil des Fulbright-Programms ist auch das Engagement vor Ort. Die StipendiatInnen sollen sich während ihrer Zeit in den Vereinigten Staaten in der Gesellschaft engagieren und einbringen. Christiane Schneider hat beispielsweise im sogenannten „Community Garden“ mitgeholfen, einem Stadtgarten in dem Gemüse angebaut und günstig in sozial schwachen Gemeinden verkauft wird. Anfang Oktober hat sie zudem am Projekt „Meet a German“ teilgenommen und in verschiedenen Klassen den Unterricht gestaltet, indem sie auf spielerische Weise Deutschland und dessen Bildungssystem vorgestellt hat. Ein Thema, das ihr mit Blick auf die US-amerikanische Bildungspolitik sehr am Herzen liegt: „Die hohen Studiengebühren widerstreben meinem Gerechtigkeitssinn. Jeder sollte das Recht auf kostengünstige Bildung haben.“

Die junge Studentin freut sich sehr, dank des Stipendiums die Möglichkeit zu haben, sich mit vielen anderen Menschen aus der ganzen Welt austauschen zu können und deren Sichtweisen kennenzulernen. „Wir reden über Politik, Umwelt, Religion. Es ist faszinierend, wie viele unterschiedliche Lebensmodelle hier möglich sind.“ Ihren Biberacher KommilitonInnen rät Christiane Schneider, sich auf jeden Fall für Stipendien zu bewerben und keine Angst, vor einer Absage zu haben: „Ich selbst hätte auch nicht gedacht, dass es auf Anhieb klappt.“

Ich selbst hätte auch nicht gedacht, dass es auf Anhieb klappt.

Christiane Schneider, Studentin

Christiane Schneider hat ein paar Eindrücke in Bildern festgehalten: