„Audo spara, meh Fahrrad fahra“ unter diesem Motto hat die Hochschule Biberach (HBC) ein Fahrradmietsystem für Hochschulmitglieder ins Leben gerufen. Johanna Eisele, Projektleiterin nachhaltige Mobilitätsdienste an der HBC, spricht mit uns über das Pilotprojekt.

Die Hochschule möchte das Sharing-Angebot Zagga! am Standort Biberach etablieren. Warum?

Wie so viele Unternehmen und Einrichtungen in Biberach haben wir einen sehr hohen Pendler*innenanteil. Unsere Parkplätze reichen dafür in Vorlesungszeiten oft nicht aus, gleichzeitig wollen wir unsere Flächen für die Campusentwicklung nutzen und naturnah gestalten. Deshalb müssen wir unser Mobilitätsverhalten verändern. Damit dies gelingt, braucht es neue Angebote. Mit Deutschland-, Job- und Jugendticket werden Alternativen zur Anreise greifbar. Für die Mobilität im Stadtgebiet ergänzt unser Fahrradmietsystem den ÖPNV- und Fußverkehr.

Was hat es mit der Bezeichnung Zagga! und dem Affen auf sich?

Name und Gestaltung unseres Mietsystems spielen mit liebgewonnenen Traditionen und frischem Mut. Wenn es nach uns geht, könnte der Affe zum besten Freund des Biberacher Bibers werden und mit unseren Fahrzeugen sollen alle Nutzer*innen in einem „Affenzahn“ ans Ziel kommen, also einfach Zagga!

Zagga Affe

Welche Arten von Fahrrädern werden im Fahrradsharing-Programm angeboten und sind sie für verschiedene Bedürfnisse geeignet?

Vielfalt ist uns ein wichtiges Anliegen. Damit unterscheiden wir uns von kommerziellen Anbietern mit ihren Einheitsrädern. Unsere Flotte besteht aus normalen Fahrrädern, E-Bikes und E-Lastenrädern. Man kann also das Fahrzeug buchen, das zum aktuellen Bedürfnis passt. Egal, ob man aus der Innenstadt hoch auf den Gigelberg fährt, nur mal schnell zum Schwimmbad will, oder den Wocheneinkauf vom Markt nach Hause bringt.

Frau fährt auf Lastenrad
Frau fährt auf Lastenrad

Wie haben Sie herausgefunden, welche Fahrzeuge geeignet sind oder den Wünschen der Nutzer*innen entsprechen?

Mit unserem eigenen Mobilitätsverhalten rund um den Campus sowie den Bedürfnissen der Hochschulmitglieder befassen wir uns schon länger. Bereits 2019 haben wir in einer breit angelegten Umfrage Daten für einen emissionsfreien Campus erfasst. Das gab uns eine klare Richtung. Bei den Details haben wir uns dann nach den Vorgaben der Mittelgeber und den herausfordernden Lieferverfügbarkeiten gerichtet. Insgesamt war uns eine Angebotsvielfalt wichtig. So können wir im Betrieb parallel untersuchen, welche Fahrzeuge am beliebtesten sind, um bei weiteren Entwicklungen darauf eingehen zu können.

Wie funktioniert die Ausleihe?

Die Ausleihe funktioniert ganz einfach. Man lädt sich die „moqo“ App aufs Handy und wählt das Zagga! Sharing Angebot aus. Anschließend kann man sich direkt in der App registrieren. Die Anmeldung ist kostenlos, genauso wie die Fahrten. Nach der Registrierung, die nur ein paar Minuten dauert, werden die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge angezeigt. Daraus wählt man sich eines an der geeigneten Station aus und reserviert es bis zu 15 Minuten im Voraus. Sobald der Buchungszeitraum beginnt, hat man eine halbe Stunde Zeit, um die Miete über die App zu starten und damit das intelligente Schloss am Fahrzeug automatisch zu entriegeln. Bis zu sechs Stunden können die Zweiräder gemietet werden. Die Ausleihe wird ebenfalls über die App beendet, sobald das Fahrzeug wieder an einer unserer Stationen steht.

Man kennt es aus größeren Städten: Überall verteilt stehen Miet-Fahrräder oder -Roller. Gibt es spezielle Parkplätze oder Abstellmöglichkeiten für die Fahrräder in Biberach?

Unsere Fahrzeuge können nur an den Zagga! Stationen ausgeliehen und zurückgegeben werden, welche an den Standorten der HBC zu finden sind. Während einer Miete kann man natürlich einen Zwischenstopp einlegen und dafür das Fahrzeug verriegeln, die Miete beenden geht aber nur an einer unserer (aktuell) zwei Stationen. Unsere Fahrräder und E-Bikes haben hier auch noch eine Besonderheit, denn mit ihnen sind auch sogenannte A-B Fahrten möglich. Das heißt, man kann ein Rad an einer Station ausleihen und an einer anderen zurückgeben. Damit wollen wir zukünftig auch mehr Pendler*innen erreichen.

Ist ein Ausbau geplant?

Ja, wir wollen weitere Stationen zum Beispiel am Bahnhof oder dem Gigelberg anbieten, um das Pendeln in Kombination mit dem ÖPNV zu vereinfachen. Dazu prüfen wir aktuell und zusammen mit der Stadtverwaltung Lösungen.

Wie wird die Wartung und Instandhaltung der Fahrräder sichergestellt?

Ein Kollege aus unserem Team ist für den Flottenservice zuständig. Das heißt, er hält die Fahrzeuge in Schuss, überprüft sie regelmäßig und bringt sie bei Bedarf in unsere Partner-Werkstatt zur Reparatur.

Wie steht es um die Sicherheit der Räder und der Fahrer*innen?

Wir haben sehr hochwertige und sichere Fahrzeuge ausgewählt für unsere Flotte. Routinemäßig werden sie mindestens einmal im Monat durchgecheckt und alle sechs Monate von einem Profi inspiziert. Wenn wir Schäden gemeldet bekommen, reparieren wir sofort, oder sperren das Rad, bis es wieder sicher einsatzbereit ist. Übrigens: Die Lastenräder sind mit Gurten für Kinder ausgestattet. Wir empfehlen natürlich allen mit Helm zu fahren, diese müssen aber von den Nutzer*innen selbst mitgebracht werden.

Die Flotte umfasst neuerdings auch E-Fahrzeuge von einem Sponsor aus der Region – wer darf diese Autos nutzen?

Es ist toll, dass unser Engagement bereits Unterstützer*innen gefunden hat. Das Autohaus Rapp stellt uns drei E-Fahrzeuge zur Verfügung, zwei Renault Twizy und einen Zoe. Die E-Kleinfahrzeuge stehen aufgrund rechtlicher Hürden allerdings ausschließlich Hochschulangehörigen für dienst- und studienrelevante Fahrten zur Verfügung. Die Ausleihe funktioniert ebenfalls über die App.

Drei Personen mit drei E-Autos
Drei Personen mit drei E-Autos

Wie kam es zu der Kooperation?

Uns machen immer wieder engagierte Kolleg*innen auf gute Kontakte aufmerksam. Darüber entstehen dann Erstgespräche. Darin haben wir schnell festgestellt, dass die Geschäftsleitung des Autohaus Rapp und unser Team eine gemeinsame Überzeugung haben: dass die Vielfalt an Optionen, Digitalisierung und Kooperationen die Mobilitätswende gestaltet! Von da an haben wir uns nur noch gefragt, wie eine Zusammenarbeit möglich ist.

Welches Mobilitätsverhalten wünschen Sie sich für die Zukunft – rund um die Hochschule, für Biberach, im urbanen Land?

Ich wünsche mir, dass in Zukunft nur noch die, die wirklich nicht anders können, mit dem Auto fahren müssen, weil es flächendeckende nachhaltige Mobilitätsangebote vom ÖPNV, über Sharing Angebote bis hin zum autonomen Fahren gibt. Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, bei städtebaulichen Veränderungen, aber auch im Privaten mehr Platz für nachhaltige Mobilität einzuräumen als für den motorisierten Individualverkehr. Das wünsche ich mir für uns alle, aber auch für alle nachfolgenden Generationen, für die wir es jetzt richtig machen sollten.

 

Zagga! Das Mobilitätsprojekt der HBC

Die Sharing Flotte Zagga! der Hochschule Biberach wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das Verkehrsministerium Baden-Württemberg sowie dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Bis Ende 2024 ist das Angebot damit finanziert und kann allen Nutzer*innen kostenfrei angeboten werden.

Für die Verstetigung des Projekts sowie den Ausbau sucht die HBC weitere Unterstützung. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: mobil@hochschule-bc.de oder direkt über das Kontaktformular auf der Website: www.zagga.bike