„Wenn ich groß bin, will ich YouTuber werden.“ Immer mehr Eltern bekommen in den letzten Jahren von ihren Kindern diesen Satz zu hören. Dabei hält sich die Begeisterung oft in Grenzen, denn meist assoziieren wir dieses Berufsbild mit Schminktipps oder Fitnessvideos. Dass sich über die Videoplattform aber durchaus sinnvolle und vor allem lehrreiche Inhalte vermitteln lassen, zeigt uns Jacob Beautemps. Der 26-Jährige schreibt gerade seinen Doktor an der Universität zu Köln und hat einen Master of Education in Physik und Sozialwissenschaften. Ganz nebenbei betreibt er seinen YouTube-Kanal „Breaking Lab“, der inzwischen über 211.000 Abonnenten hat und versucht, junge Menschen für Naturwissenschaften zu begeistern.
„In den letzten Monaten hatte es den Anschein, als sei im Kontext einer größeren Bedrohung die ganz große Bedrohung durch den Klimawandel aus den Medien verschwunden“, bedauert Professor Volker Wachenfeld, Professor für Netzintegration erneuerbarer Energien an der Hochschule Biberach (HBC). Zumindest bis vor ein paar Tagen, als Bundestag und Bundesrat den Kohleausstieg bis 2038 beschlossen haben, rückte die Energiewende in der Öffentlichkeit ein wenig in die zweite Reihe. An der HBC ist das Thema jedoch dauerhaft präsent, schließlich werden hier in den Studiengängen BWL mit Schwerpunkt Energie und Klimaschutz und Energie-Ingenieurwesen die Klimaretter der Zukunft ausgebildet.
Verstopfte Autobahnen, stillstehende Windkraftanlagen und alte Kohlekraftwerke: Diese Probleme sieht Jacob im Zusammenhang mit der Energiewende. Antworten und Lösungen für diese Probleme zu finden, hat sich der YouTuber zur Aufgabe gemacht. „Ich versuche Themen der Zukunft oder aktuelle Ereignisse mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise greifbar zu machen und zu erklären.“ Gemeinsam mit ProfessorInnen der Hochschule Biberach geht er in einem neuen Video nun den Fragen nach, wie wir es schaffen eine emissionsfreie Energieversorgung aufzubauen oder wie die Energie der Zukunft aussieht. Mit seinem zweiköpfigen Team von „I&U TV“ und einer Mitarbeiterin des zur RTL Group gehörenden Online-Video-Unternehmens „Divimove“ reist der gebürtige Essener dafür knapp sechs Stunden mit dem Zug von Köln nach Süddeutschland ins überschaubare Biberach.
Ausgestattet mit einer Spiegelreflexkamera und einem Mikrofon beginnt die große Fragerunde, in der insgesamt sechs HBC-ExpertInnen aus der Energiebranche Jacob helfen wollen, seinen jungen ZuschauerInnen Antworten zu liefern. Dem YouTuber ist es besonders wichtig, dass die Videos für seine Fans, hauptsächlich im Schüleralter, einen Mehrwert haben. Mehrwert im Sinne von Wissenstransfer. Aber auch Mehrwert im Sinne von Ermutigung für ein Studium und für komplexere Themen, wie Physik oder E-Technik. Diese Einstellung begleitet ihn während der gesamten Dreharbeiten und als Außenstehender wird deutlich: Jacob liegt wirklich etwas am Klimawandel und er kennt sich aus mit der Thematik. Im Cube, die Verleih- und Ladestation für die E-Roller-Flotte der HBC, fachsimpelt er mit Professor Mathias Grandel und Professorin Verena Rath, die beide im BWL-Studiengang BWL lehren, über die Mobilität der Zukunft und im Design-Thinking-Lab tauscht er sich vor laufender Kamera mit Studierenden der HBC aus. Sie alle haben sich für eine Spezialisierung im Bereich der Energiebranche entschieden und brennen für ihren Studiengang. „In unserem Studium an der HBC werden wir zu qualifizierten Energie-Experten ausgebildet und sind in der Lage, einen Beitrag zur klimaneutralen Energieversorgung zu leisten. Wir müssen uns in den nächsten Jahren wohl keine Sorgen um einen sicheren Job machen. Das gibt mir Sicherheit für die Zukunft und Motivation, aus meinem Studium möglichst viel mitzunehmen“, so Lena Frühschütz, die Masterstudentin für Energie und Gebäudesysteme. Ihre KommilitonInnen aus dem BWL-Studiengang können da nur zustimmen.
Besonders fasziniert ist Jacob von der praxisorientierten Lehre, die an der Hochschule Biberach vermittelt wird. Er selbst hat an einer Universität studiert und die meiste Zeit seines Studiums in Vorlesungssälen verbracht. An der HBC werden die Vorlesungen in die nach aktuellen Standards ausgestatteten Labore verlegt. In Testumgebungen können Studierende praktisch ausprobieren, was sie theoretisch gelernt haben und neue Energiequellen erforschen.
Für den YouTube-Kanal „Breaking Lab“ ist das genau die richtige Message. „Es sind smarte Lösungen möglich und dazu brauchen wir Menschen, die das studieren. Das können sie, wie ich hier sehe, an der HBC machen“, verabschiedet sich Jacob von seinem jungen Publikum in die Kamera.
Die Energiewende geht uns alle an und vielleicht hören nun bald viele Eltern von ihren Kindern: „Wenn ich groß bin, will ich in der Energiebranche arbeiten.“