Die Realisierung von Bauprojekten unter Verwendung der Methode "Building Information Modeling" (BIM) gewinnt zunehmend an Relevanz. In Baden-Württemberg wird diese Arbeitsweise vermehrt für Bundes- und Landesstraßen eingeführt und als Standard etabliert. Bereits in 50 Pilotprojekten wird BIM aktiv angewendet. Erstmals fand die Verleihung des BIM-Preises der Virtuellen Akademie als Sonderkategorie im Rahmen des BIM-Awards des BIM Cluster Baden-Württemberg statt. Damit gehen jedes Jahr Auszeichnungen an junge Wissenschaftler*innen, deren Projekte und Abschlussarbeiten einen Beitrag zur Weiterentwicklung der digitalen Planung und Umsetzung von Bauprojekten leisten. Darüber hinaus lobte das BIM Cluster Baden-Württemberg weitere Awards aus, an denen sich Studierende und Mitarbeitende der Hochschule Biberach (HBC) beteiligten.

Für ihr Projekt „Barrierefreiheit für Alle“ erhielten Masterstudierende des Studiengangs Projektmanagement (Bau) der HBC aus den Händen von Verkehrsminister Winfried Hermann den 3. Preis in der Sonderkategorie „Virtuelle Akademie“. Das Ziel von Marlon Gilfert, Valentina Fein, Gonzalo Frem Bestani, Benjamin Halder, Nico Kopp, Sofia Naufe, Marius Raff, Philipp Schneider, Valeria Reynaga und Jonas Weichel war es, die Barrierefreiheit an der Hochschule zu verbessern und zu ergänzen. „Eine barrierefreie Gesellschaft ermöglicht es allen Menschen, aktiv am sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben teilzuhaben. Neben den baulichen Maßnahmen zur Barrierefreiheit, die getroffen werden müssen, können auch digitale Tools die barrierefreie Zugänglichkeit von Gebäuden unterstützen“, so das Projektteam.

Eine Frau und ein Mann mit zwei Preisen beim BIM-Award
Eine Frau und ein Mann mit zwei Preisen beim BIM-Award

Durch digitale Tools haben die Studierenden zwei Prototypen für die barrierefreie Wegeführung entwickelt. Die Prototypen, VR-Easy und VIEWAR, wurden als besonders hilfreiche Software-Tools identifiziert. VR-Easy verwendet 360°-Fotoaufnahmen der Innenräume, um einen digitalen Rundgang durch den Campus zu ermöglichen. Diese Methode eigne sich vor allem für Nutzer*innen, die sich noch zuhause auf den Besuch der Hochschule vorbereiten wollen. Zunächst werden die aufgenommenen Panoramaaufnahmen geschossweise miteinander verknüpft. Die Aufzüge bilden dabei die Fixpunkte über alle Geschosse, um so das rollstuhlgerechte Vorankommen zu gewährleisten. Anschließend werden die wesentlichen Informationen in die Panoramen eingearbeitet. Der besondere Vorteil von VR-Easy sei die Darstellung der realen Umgebung mit digitalen Hervorhebungen von wichtigen Orientierungspunkten und Hilfen wie beispielsweise Türdrückern.

VIEWAR hingegen stellt für die Nutzer*innen die reale Umgebung durch die Handykamera mit integrierten Augmented Reality Elementen vor Ort dar und dient somit als Indoor-Navigation mit direkter digitaler Wegeführung. Die Orientierung der Software innerhalb des Gebäudes funktioniert durch ein hinterlegtes digitales Modell, welches mittels Matterport-Scan aufgenommen und mit Informationen, wie Raumnummern, hinterlegt wird. Bei der Modellbearbeitung werden ebenfalls digitale Barrieren gesetzt, um auch so eine barrierefreie Routenführung zu ermöglichen. „Zusammen bilden die Prototypen eine ganzheitliche Lösung für eine freiere Zugänglichkeit und eine gleichberechtigtere Nutzung von Gebäuden“, freut sich das Team über seine Projektarbeit. Neben dem dritten Platz in der Sonderkategorie dürfen sich die Studierenden zudem über den zweiten Rang beim Publikumspreis freuen. „Es ist sehr erfreulich, dass die Virtuelle Akademie im Rahmen des BIM-Awards erkennt, wie verschieden digitale Gebäudemodelle doch angewendet werden können und wie unterschiedlich Infrastruktur aufgefasst werden kann. BIM ermöglicht eben nicht nur im klassischen Bauwesen die Vernetzung zwischen den Projektbeteiligten, sondern dient auch als Grundlage für weitere Themen, wie die Barrierefreiheit oder Orientierung innerhalb der Gebäude“, freut sich Studentin Valentina Fein über die Auszeichnungen.

Bericht Baujahr

Zwei weitere Preise erhielt das Startup BII (Building Information Innovator), das aus einer an der HBC von Prof. Christof Gipperich initiierten Idee hervorgegangen ist und zusammen mit der Uni Würzburg und dem Lehrstuhl für Games Engineering umgesetzt wird. In der Kategorie „Rethink BIM“ bewarb sich die BII mit ihrem Softwareprojekt dProB. 

Bauen meets Gaming. Simulierte Bauplanung mit dProB.“  dProB ist eine digitale Simulationssoftware, die visuelle Bauplanung mit Gaming-Technologien verknüpft, um in Echtzeit realistische Simulationen und Auswertungen in 5D zu erzeugen. Die Ablaufplanung direkt am Modell macht es möglich, mit wenigen Klicks komplexe Bauabläufe zu planen. Dabei entsteht ein digitaler Zwilling der Baustelle, der nicht nur das sich aufbauende Modell, sondern auch die dahinter liegenden Bauabläufe abbildet. Die erstellte Planung kann dabei direkt in dProB analysiert und mit Alternativen aufgrund von beliebigen KPIs verglichen werden. Die Jury vergab für dieses Konzept den 3. Platz.

Zusätzlich erhielt Geschäftsführer Jonas Wolpold für seinen fünfminütigen Pitch vor den Zuschauer*innen den Publikumspreis.

Bericht Baujahr

Foto: Jonas Wolpold erhält den Publikumspreis. © HOCHTIEF

Alexander Hofmann, Geschäftsführer der HOCHTIEF PPP Transport Westeuropa GmbH, und Vertreter der Mitglieder der „Virtuellen Akademie“ sowie Honorarprofessor der HBC, bedankte sich bei Minister Hermann und den Sponsoren: „Wir sind sehr stolz, dass der BIM Award und die Virtuelle Akademie ein fester jährlicher Bestandteil in allen beteiligten Hochschulen in Baden-Württemberg geworden ist. Wir schaffen hier eine Schnittstelle, die Wissenschaft und Praxis im Bau ideal verbindet. Die Unterstützung durch den Verkehrsminister erleichtert uns die Arbeit hierfür sehr.“

 

Quelle: www.baden-wuerttemberg.de

BIM-Award

Den Award stiftet HOCHTIEF PPP Solutions jährlich im Rahmen der „Virtuellen Akademie“. Nach den erfolgreichen Veranstaltungen der letzten Jahre lobte das Unternehmen HOCHTIEF PPP Solutions GmbH, in Kooperation mit der JOHANN BUNTE Bauunternehmung GmbH & Co. KG, dem Dutch Infrastructure Fond und dem BIM-Cluster BW einen weiteren Preis für Arbeiten im Bereich BIM aus. Der Jury gehören Prof. Dr. Herrmann Hütter (Hochschule Karlsruhe) und Professor Dr. Steffen Feirabend (Hochschule Stuttgart) sowie Alexander Hofmann (HOCHTIEF) an. Anhand der eingereichten Exposés wurden die drei ersten Plätze sowie zwei weitere 4. Plätze ausgezeichnet und erhielten einen Geldpreis sowie eine Urkunde aus den Händen von Verkehrsminister Winfried Hermann.

Virtuelle Akademie

An der „Virtuellen Akademie“, die im Rahmen des Projektes „Verfügbarkeitsmodell BAB A6 AS Wiesloch/Rauenberg – AK Weinsberg“ initiiert wurde, beteiligen sich Professoren der Hochschulen Biberach, Karlsruhe und Konstanz, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Hochschule für Technik Stuttgart und die Universität Stuttgart sowie der Dualen Hochschule des Landes Baden-Württemberg Mosbach.

Das Ziel ist die Förderung des Austausches zwischen Forschung und Lehre an den Hochschulen und der Arbeitspraxis von Unternehmen der Baubranche. Über das Netzwerk der Akademie werden Aktivitäten wie Exkursionen, Projektarbeiten, Praktika oder studentische Abschlussarbeiten in und um das PPP-Projekt koordiniert und gestaltet.

Fotos: ©HOCHTIEF