Lehrende können im Rahmen von InnoTEACH als Pioniere agieren

Professorin Dr. Henrike Mattheis, Didaktikbeauftragte der HBC

Das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst geförderte Verbundprojekt InnoTEACH knüpft an eben dieser Schnittstelle zwischen Hochschule und Unternehmen an. Zielsetzung ist es, innovative Lehr- und Lernformate zu konzipieren und durchzuführen. „Lehrende können im Rahmen von InnoTEACH als Pioniere agieren. So entstehen innovative Lehrformate, die den Erwerb von Kompetenzen, die besondere Bedeutung für die eigene Handlungsfähigkeit haben, in beispielhafter Weise befördern“, so die Didaktikbeauftragte der Hochschule Biberach (HBC), Professorin Dr. Henrike Mattheis. Neben der HBC sind auch die Universität Ulm sowie die Technische Hochschule Ulm im Verbundprojekt. Zum Abschluss des Projektes veranstaltete das Institut für Bildungstransfer, bei dem das Projekt angesiedelt ist, die InnoTEACH-Tagung, zu der Referent*innen und Vertreter*innen aus dem Unternehmens- und Hochschulkontext eingeladen waren.

Die Tagung eröffnete Professor Dr. Werner Sauter, wissenschaftlicher Leiter des ValCom®-Instituts für Werte- und Kompetenzmanagement Berlin, mit seiner Keynote „Future Learning – von der Lehre zur selbstorganisierten Werte- und Kompetenzentwicklung“. Dabei gab er einen Einblick, welche Veränderung in der hochschulischen Lehre bevorstehen. Da Lernen ein höchst individueller Prozess ist, der die individuelle Motivation der Lernenden voraussetzt, werde sich die Rolle der Lehrenden von Wissensvermittlern hin zu Lernbegleitern wandeln, so seine Prognose. So entstünden Lernräume, in denen die Studierenden selbstorganisiert neues Wissen aneignen und die Lernbegleiter*innen beratend zur Seite stehen.

Nach dem gemeinsamen Auftakt fanden am Vor- und Nachmittag Parallel-Sessions statt, so konnten die rund 70 Teilnehmenden zwischen verschiedenen Angeboten wählen. In „Neue Lernorte und Lerninhalte“ sowie „Innovative Lehr- / Lernformate“ ging es um kreative Lernräume, die in verschiedene Bereiche untergegliedert sein können, wie zum Beispiel das StartUpLab oder die Mixed Reality, bei der unter anderem VR-Brillen zur Verfügung stehen. Auch wurde aufgezeigt, wie man durch einen (Virtual) Enhanced Inverted Classroom (VEIC) Freiräume für einen kompetenzorientierten Präsenzunterreicht schaffen kann, bei dem nicht nur theoretische Grundlagen vermittelt, sondern auch Kompetenzen praktisch entwickelt werden können. Auch die Methode Design Thinking, die neue Denk-Wege öffnet, und so Innovationen befördert, war Thema.

In der zweiten Parallel-Sessions „Technological Skills“ und „Transformative Kompetenzen“ ging es beispielsweise um den Einsatz von Virtual Reality bei Laborpraktika. So können Versuche etwa ohne kostenintensive Chemikalien und gefahrlos durchführt werden. Auch gab es Einblicke in das Themenfeld der Künstlichen Intelligenz, mit der wir in unserem Alltag oft in Berührung kommen, ohne dies tatsächlich wahrzunehmen. Im Fokus standen die interdisziplinären Verknüpfungen mit zahlreichen Schul- und Studienfächern sowie ethische Aspekte, die beim Einsatz von KI beachtet werden müssen.

Auch die Sicht von Unternehmen floss ein. Hannes Goth, Mitbegründer und Vorstand der Polymundo AG, zeigte in seiner Keynote „Die wichtigsten Fähigkeiten für morgen & was wir heute schon dafür machen können“ die Erwartungen der Industrie dar und wies darauf hin, dass sich die individuelle Handlungskompetenz nur durch das Ausführen von Handlungen aufbauen und erweitern lässt. Die daraus gewonnenen Erfahrungen, so der Referent, würden sich zudem positiv auf den Ausbau der individuellen Entscheidungskompetenz auswirken, die in komplexen und unbeständigen Zeiten immer essenzieller wird.

Die Tagung endete mit einer Talkrunde, die die Erkenntnisse des Tages reflektierte. Auf dem Podium saßen Vertreter*innen aus Lehre, Forschung und Industrie sowie die Biberacher Studentin Hannah Brock. Aus den verschiedenen Blickwinkeln ergab sich ein spannender Austausch über den unabdingbaren Wandel der Lehre und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für Prüfungsleistungen oder für das sich ändernde Rollenbild der Lehrenden.

Inzwischen haben die Veranstalter die Tagung evaluiert und viele positive Rückmeldungen erhalten. Viele Teilnehmenden wünschten sich mehr solcher Formate, die den Perspektivwechsel einerseits und den Austausch zwischen Lehre und Industrie andererseits fördern. „Das war ein zentrales Ziel des Projekts InnoTEACH“, freut sich Organisatorin Tina Pister über den erfolgreichen Abschluss.

Inno TEACH Tagung WS 2223
Inno TEACH Tagung WS 2223