Eine gelungene didaktische Methode, finden die beiden Professorinnen Dr. Isabell Osann und Dr. Henrike Mattheis von der Hochschule Biberach. Seit vielen Semestern bieten sie selbst eine Zukunftswerkstatt für Masterstudierende an. In diesem Wintersemester gaben sie die Aufgabe, Bildung neu zu denken und eine Vision sowie eine Strategie für die Hochschule der Zukunft zu entwickeln. „Neben den klassischen Ansätzen kamen neue Methoden zum Einsatz, die Kreativität und Transformation unterstützen“, erklärt Isabell Osann, die an der Hochschule Biberach u.a. das Design Thinking Lab aufgebaut und etabliert hat. Henrike Mattheis ist die Didaktikbeauftragte der HBC. Gemeinsam ist den Professorinnen eine außergewöhnliche Zusammenarbeit gelungen: Gemeinsam mit dem Futurium Berlin durften die Studierenden ein Zukunftskartenset Bildung entwickeln. Dafür haben sie sich mit den Trends und Szenarien zur Zukunft der Arbeit beschäftigt, Interviews im Bildungsbereich sowie mit Unternehmensvertreter*innen geführt und in Teams ihre eigene Version und Strategie der Hochschule der Zukunft entwickelt, berichten die Professorinnen.

Kontakt

Was aber wäre ein Spiel ohne Spieler*innen? Ihre Abschlusspräsentation bereiteten die 20 Masterstudierenden der BWL deshalb als Spieleabend vor und luden Mitspieler*innen ein. Nicht Zuschauen, sondern Mitmachen war gefragt. Es kamen Kommiliton*innen, Lehrende und Mitarbeitende der HBC, die Hochschulleitung – Rektor André Bleicher, Kanzler Thomas Schwäble und Prorektorin Heike Frühwirth – spielten mit sowie Gäste aus der Region: zum Beispiel Lisa Dumontier, die als Lehrerin BWL und Englisch unterrichtet, sowie Nina Wohnhaas, die an der PH Weingarten Bewegung und Ernährung studiert. Wie zufällig wurden sie auf Spieltische verteilt – Widerspruch zwecklos, die Moderator*innen Mia Huber und Jonathan Schantin hielten das Heft fest in der Hand.

Gruppe um Tisch mit Kartenspiel stehend
Gruppe um Tisch mit Kartenspiel stehend

In kurzen Spielrunden sollten die Gruppen nun gemeinsam entscheiden, wie sie ihre Karten sortieren. Als Entscheidungsmöglichkeit gab es nur ja oder nein, die Karte bleibt oder die Karte wird aussortiert. Gelegt werden sollte ein Wunschszenario für die Hochschule der Zukunft und ein Albtraumszenario. Die Tischrunde, die für diesen Bericht beobachtet wurde, war sich alles andere als einig. Rasch stellte sich heraus, dass die Vorstellungen, wo und wie akademisches Lernen in der Zukunft gestaltet werden kann, deutlich auseinandergehen.

Zumal, wenn unter Zeitdruck diskutiert und entschieden werden muss. Am Ende hatte jede Gruppe ihre Beschreibung von Wunsch- und Albtraumszenario gelegt: Wo lernen wir in Zukunft akademisches Wissen? Digital oder vor Ort, ausnahmslos an der Hochschule oder auch in der Gesellschaft? Wie wird Lehren und Lernen erfolgen? In einer Lerngemeinschaft oder selbstverantwortlich? Wer vermittelt Hochschulbildung? Professor*innen, Peer Groups wie die Studierenden selbst oder gar unpersönliche Algorithmen? Wie werden Wissen und Kompetenzen gemessen? Durch Prüfungen wie wir es heute kennen oder allein durch praktische Erfolge? Und welche Rolle spielen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur für Hochschule und Transfer? Könnten beispielsweise verstärkt marginalisierte Gruppen als Expert*innen eingebunden werden, also Menschen, die eher am Rand der Gesellschaft leben wie beispielsweise Geflüchtete?

Nicht nur innerhalb der Spielrunden wurde engagiert diskutiert, auch bei der finalen Präsentation wurde deutlich, dass es viele Wünsche an eine Hochschule der Zukunft gibt und an der Konkretisierung gefeilt werden muss. Für die Studierenden etwa stand der Praxisbezug deutlich im Mittelpunkt, André Bleicher sprach sich für mehr Freiheitsgrade aus und Renate Stratmann, Medienpädagogin an der HBC, wünschte sich eine neue Definition von hybriden Lernformaten. Damit meint sie nicht die Onlineübertragung einer Präsenzvorlesungen, sondern die Kombination von Lerninhalten, die gemeinsam erarbeitet und Inhalten, die digital bereitgestellt werden, so dass die Studierenden die Einheiten im individuellen Tempo verfolgen können.

Der Spielabend ist längst beendet, da sind die Teilnehmenden immer noch im Gespräch über die Hochschule der Zukunft. „Das Spielkartenset der Studierenden hat seinen Zweck erfüllt und die Menschen in den Austausch gebracht, das Denken und die Diskussion angeregt“, so Professorin Isabell Osann. „Im nächsten Sommersemester werden wir das Thema nochmals anbieten und von einem anderen Mastersemester weiter ausarbeiten und um andere Aspekte ergänzen lassen“, ergänzt ihre Kollegin Professorin Henrike Mattheis. Für den Sommer ist eine Exkursion ins Futurium Berlin geplant. Dort soll die Biberacher Zukunftsbox Hochschule live gespielt werden.

Kartenspiel
Kartenspiel