Als eine von drei Hochschulen wird die Hochschule Biberach (HBC) in Kooperation mit der Handwerkskammer Ulm die handwerkliche Bildung weiterentwickeln: Der Verbund war bei der Ausschreibung InnoVET des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgreich und erhält für das Projekt „Exzellenz-Qualikfikation Handwerk“ eine Förderung von 4,5 Millionen Euro.
Die Handwerkskammer Ulm hat mit ihrem Konzept „Innovative Exzellenzqualifikation Handwerk DQR 4-7“ beim Innovationswettbewerb „Zukunft gestalten – Innovationen für eine exzellente berufliche Bildung“ (kurz InnoVET) den Zuschlag bekommen. Das Projekt wird als eines von zwei Projekten in Baden-Württemberg und insgesamt 17 in Deutschland gefördert – mit insgesamt 4,5 Mio. Euro. In Kooperation mit den Partnern School of Advanced Professional Studies – gemeinsame Weiterbildungseinrichtung der Universität Ulm und der Technischen Hochschule Ulm – der Hochschule Biberach und dem Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik hat die Handwerkskammer Ulm eine Konzeption für eine innovative Berufsbildung entwickelt und für die Weiterentwicklung, Erprobung und Umsetzung eine Förderung des BMBF für die Dauer von vier Jahren beantragt. Die Koordination des Projektes übernimmt das Weiterbildungszentrum für innovative Energietechnologien (WBZU) der HK Ulm.
Das Konzept verfolgt das Ziel, attraktive berufliche Bildungswege für junge Menschen neben akademischen Abschlüssen zu schaffen. So soll die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gestärkt werden. Das Konzept umfasst die Bereiche Digitalisierung, Energiewende, Wirtschaft 4.0 und Berufsbildung 4.0. Es beinhaltet zum Beispiel Smart Home oder virtuelles Lernen.
Die HBC bringt ihre Expertise aus dem umfassenden Studienangebot in den Bereichen Bauwesen sowie Bereich Gebäude- und Energiesysteme ein. Ein Augenmerk liege dabei auf digitalisierten Bauprozessen und nachhaltigem Bauen und Betreiben von Gebäuden, so Professor Dr. Martin Becker, selbst Spezialist für Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie Gebäudeautomation.
„Mit der Förderung können unsere Handwerksberufe in hohen Qualifikationsstufen wie dem Meister gestärkt und klassische Berufsgrenzen überschritten werden“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. So könne zum Beispiel ein Abiturient eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik absolvieren und fachpraktische Inhalte zur Vorbereitung auf den Bachelor Professional erhalten. Während des eineinhalbjährigen Bachelor Professionals erhält er eine Fortbildung im Bereich intelligente Gebäudetechnik und Systemvernetzung sowie eine Meistervorbereitung für Elektrotechnik. Danach kann er nach zwei Jahren zum Master Professional aufsteigen.
In der engen Verzahnung von beruflicher Ausbildung und Studium hat die HBC bereits vielfältige Erfahrungen gesammelt. Seit einigen Jahren bietet sie bereits duale Studienmodelle an; so können Studierende zum Beispiel im Studiengang Energie-Ingenieurwesen parallel eine Ausbildung als AnlagenmechanikerIn HLK oder SystemplanerIn TGA abschließen. Diese Kombination von beruflicher und akademischer Bildung nach dem Biberacher Modell bietet die HBC auch in den Studiengängen Holzbau-Projektmanagement (Ausbildung als ZimmererIn) sowie im Studiengang Bauingenieurwesen (Ausbildung als MaurerIn oder anderen Ausbildungsberufen am Bau).
Die Vertreter der Hochschulen, Professor Hermann Schumacher, Leiter School of Advanced Professional Studies (SAPS) der Universität Ulm und der Technischen Hochschule Ulm (THU), Professor Reinhold von Schwerin, Prodekan der Informatik der THU und stellvertretender Direktor der SAPS und Professor Martin Becker, Prorektor für Forschung und Transfer der Hochschule Biberach, sind sich einig: „Wir sehen die Verzahnung der handwerklichen und akademischen Bildung zugleich als große Chance und Herausforderung. Digitalisierung und Datenkompetenz werden auch im Handwerk in Zukunft verstärkt benötigt, dafür brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte. Wir bringen unsere Expertise in der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung in diesen Themenfeldern ein und ermöglichen durch die Entwicklung eines zukunftsfähigen und übertragbaren didaktischen Konzepts neue Lehr- und Lernmöglichkeiten für die Weiterbildung im Handwerk.“
Bildinformation: Studierende des Energie-Ingenieurwesens/Gebäude- und Energiesysteme befassen sich im Labor mit der Automatisierung von Messtechnik. Foto: HBC/Stefan Sättele