Dr. Cornelia Gretz ist Vertretungsprofessorin für Entrepreneurship an der Hochschule Biberach und leitet die Biberacher Gründerinitiative. Sie selbst hat erfolgreich gegründet und bereits mehr als 100 Startups begleitet.

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Auf einer Reise nach Bali entdeckt ein junger Produktdesigner auf einem kleinen Kunsthandwerkermarkt ein fast vergessenes Material: Rattan. Er beobachtet, wie die Handwerker Verformungen und Konstruktionen vornehmen, die er von einem Naturprodukt bisher nicht kannte, und ist fasziniert! Die Erkenntnis, dass der Anbau und die Ernte von Rattan in den 70er und 80er Jahren sogar zum Erhalt des Regenwaldes beigetragen hat, lässt eine zukunftsweisende Vision entstehen: das Material Rattan neu zu erfinden.

Eine Idee, die der Produktdesigner mit einem Kollegen teilt; seit Studienzeiten realisieren die beiden gemeinsam erfolgreiche Projekte, immer auf der Suche nach Materialien und Lösungen, die Ökologie, Design und Wirtschaftlichkeit vereinen. Die beiden, das sind Julian Reuter und Peter Kraft aus Kißlegg.

Sie heben den „verborgenen Schatz“ und entwickeln aus Rattan ein weltweit einzigartiges Hightech-Material, das nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich ist. Längst ist die Out for Space Group erfolgreich gegründet. Dabei fehlte dem Startup am Anfang das Geld.

Dass sie es dennoch geschafft haben, verdanken sie der Hochschule Biberach. Ein ganzes Team von Unterstützern motivierte sie, nicht aufzugeben, half bei der Beantragung des Gründerstipendiums, ermöglichte Materialtests im Holzbau-Labor, diskutierte mit ihnen das Geschäftsmodell und vernetzte sie mit erfahrenen Unternehmern. Heute macht das Start-up mit Kunden aus unterschiedlichen Branchen siebenstellige Umsätze.

Beispiele für Erfolgsgeschichten wie diese gibt es viele. Ich kenne die Herausforderungen, mit denen Gründer*innen konfrontiert sind, aus eigener Erfahrung, denn ich habe selbst erfolgreich gegründet und bislang mehr als hundert Startups begleitet. An der Hochschule leite ich heute die Gründerinitiative. Wir konzentrieren uns auf die Förderung von Startups. Zielgruppe sind alle Hochschulangehörigen und Alumni.

Frau mit Blumenkasten aus Paletten
Frau mit Blumenkasten aus Paletten

Warum das notwendig ist? Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen, sagt ein Sprichwort – dasselbe gilt für die Unterstützung von Startups. Viele Ideen scheitern schon in den Kinderschuhen. An Hochschulen dagegen finden Startups Bedingungen, die zum Gelingen beitragen. Hier entstehen unzählige interessante Forschungsergebnisse, die darauf warten, wirtschaftlich gewinnbringend genutzt zu werden.

Gründerökosysteme profitieren von der engen Zusammenarbeit, sie finden Zugang zu Talenten, zu Forschung und Entwicklung und – ganz wichtig –

zu Infrastruktur: Die Nutzung von Laboren, Arbeitsplätzen, Technologie und anderen Ressourcen einer Hochschule bedeuten anderenfalls kostspielige Investitionen, die ein Startup in der Anfangsphase nicht aufbringen kann. Elfenbeinturm und Unternehmerwelt müssen also keine Gegensätze bleiben, schon gar nicht an einer Hochschule mit starkem Transfercharakter wie es die Hochschule Biberach ist.

Startups fallen nicht von den Bäumen. Doch wenn Hochschulen Startups hervorbringen, leisten sie einen Beitrag zur neuen Generation Mittelstand. Dafür bietet unsere Gründerinitiative ein Forum und verleiht jungen Talenten Sichtbarkeit.

Dr. Cornelia Gretz

Gründen funktioniert fast ausschließlich im Team, es geht um das Wissen verschiedener Fachrichtungen: Spezialist*innen mit technischem Hintergrund fokussieren sich auf das Produkt, Betriebswirt*innen verstehen, wie Märkte funktionieren und können mit Zahlen umgehen. Die Studierenden für diesen Teamspirit zu sensibilisieren, ist mir ein besonderes Anliegen. In der Gründerinitiative legen wir einen zentralen Grundstein für unternehmerisches Denken und Handeln – unabhängig davon, ob Teilnehmer*innen ihre Gründungsidee während des Studiums weiterverfolgen oder erst einmal fertig studieren.

In diesem geschützten Raum können die Studierenden spielerisch experimentieren – in bunt gemischten, interdisziplinären Teams erproben sie ihre Talente, Ideen und Geschäftsmodelle bis hin zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Und natürlich gehen sie in Reflexion mit potenziellen Kunden. Dabei ist nicht der einsame Wissenschaftler oder das geniale Spezialteam gefragt, sondern vielfältiges Wissen.

Sie sehen: Startups fallen nicht von den Bäumen. Doch wenn Hochschulen Startups hervorbringen, leisten sie einen Beitrag zur neuen Generation Mittelstand. Dafür bietet unsere Gründerinitiative ein Forum und verleiht jungen Talenten Sichtbarkeit.