Von der einen Heimat zum Weltbürgertum

Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Direktor des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung, Leiter der Transkulturellen psychosomatischen Abteilung der MediClin-Klinik am Vogelsang Donaueschingen, Dekan des Institute for Psychotherapy and Psychotraumatology (IPP) University of Dohuk, Nordirak

Migrant*innen wechseln von einer relativ eindeutigen Wirklichkeit ihrer Ursprungskultur in einem bestimmten Raum unter Loslassen eingeschliffener vorhandener Verhaltens- und Erlebnismuster in eine relativ mehrdeutige Wirklichkeit mit neuen Räumen und der Notwendigkeit des Erwerbs neuer Kognition-, Emotions- und Verhaltensmuster. Diese „Transitionsphase" verändert die Identität und das Gefühl von Heimat und Raum der betroffenen Individuen selbst und geht einher mit einer Entwicklungsphase, die sich als eine neue Individuation und Bewegung in neuen und verschiedenen Räumen in der globalisierten Welt im Leben eines Menschen bezeichnen lässt. 

Das Leben in verschiedenen Kulturen und Räumen ist eine neue Form der Individuation, es kann als die „Geburt als Weltbürger" interpretiert werden kann. Oder sind kulturtypischen Bezugsobjekte, das eigene kulturelle Universum, das ein mehr oder minder geschlossener Raum bietet, nennen wir es Heimat, eher angezeigt, die dem Individuum Geborgenheit, Vertrautheit, Sicherheit, Befriedigung etc. geben? Heimat als Ort ist für Migrant*nnen und die nachfolgenden Generationen ist aber auch ein Gefühl, ein Erinnerungsort, dass nicht verloren gehen sollte und auf dieser Grundlage sind die neue Identität in der neuen Heimat entwickelt.  Das Gefühl einen neuen Ort als Heimat zu erleben hängt von vielen Faktoren ab, u.a. von der Integrationsbereitschaft aber auch der Anerkennung durch die Mehrheitsgesellsaft.

Prof. Dr. Dr. Jan KizilhanDirektor des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung, Leiter der Transkulturellen psychosomatischen Abteilung der MediClin-Klinik am Vogelsang Donaueschingen, Dekan des Institute for Psychotherapy and Psychotraumatology (IPP) University of Dohuk, Nordirak

Kizilhan Psychologe, Psychotherapeut, Supervisor, Orientalist, Autor, Herausgeber. Kizilhan studierte Psychologie, Orientalistik und Soziologie in Deutschland und den USA. Kizilhan arbeitet seit 25 Jahren mit kriegstraumatisierten Menschen im In- und Ausland, bildet Streitkräfte in Europa, Afrika und im Mittleren Osten zu Trauma und SGBV aus und entwickelt Konzepte im In- und Ausland zur Traumabehandlung und zur Gewaltprävention und forscht in den Bereichen der Psychotraumatologie, transkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, transkulturelle Gesundheitsforschung und Migration. 

Mann im Porträt
Mann im Porträt

Die Veranstaltung findet im Audimax der Hochschule Biberach statt.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung "Lesart Heimat" - organisiert von der Hochschule Biberach und der Christoph Martin Wieland-Stiftung.