Passt die Palette in den Aufzug der Lagerhalle? Hat der Bagger genügend Platz, um das Material von A nach B zu bringen? Wie kommen die Rigipsplatten ins Haus? Egal, ob in der Halle eines großen Unternehmens oder auf der Baustelle eines Einfamilienhauses: Planung, Organisation und Bereitstellung aller für eine Baustelle notwendigen Ressourcen sind Voraussetzung für einen erfolgreichen Bauablauf. Gerade im städtischen Raum sind Platzverhältnisse auf der Baustelle häufig sehr beengt. Unkoordinierte Anlieferungen führen zu hohen Kosten und Zeitverlust. Ein effizientes Prozessmanagement ist daher das A und O für funktionierende Abläufe auf der Baustelle. Genau mit dieser Thematik beschäftigen sich die Masterstudierenden des Studiengangs Projektmanagement (Bau) an der Hochschule Biberach (HBC).

Im Kurs „Unternehmenslogistik und Prozessmanagement“ bei Prof. Michael Denzer dreht sich alles um Logistikprozesse auf Baustellen und in (Bau)Unternehmen und wie diese am besten geplant und umgesetzt werden. Auf dem Papier ist das gar nicht so leicht vorstellbar. Deshalb befassen sich die Studierenden in der Fakultät Bauingenieurwesen und Bau-Projektmanagement bereits seit Jahren mit der Übertragung von Gebäudeplänen in die virtuelle Realität. Mittels VR-Brillen können sie in das Gebäude eintauchen und sich einen Einblick verschaffen.

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„Der Fachbereich Logistik ist sehr stark prozessorientiert. Meinen Studierenden wollte ich erlebbar zeigen, wozu wir mit technischer Hilfe heutzutage in der Lage sind“, erklärt Prof. Denzer. Deshalb hat er aus seinem Netzwerk Jochen Knecht und dessen Geschäftspartner Alexander Baumann an die HBC eingeladen. Die zwei gehen mit ihrem Startup „kreatiVRaum“ nämlich noch einen Schritt weiter: Sie ermöglichen es, Produkte und Gegenstände in der virtuellen Welt anzufassen und nach Belieben zu verschieben. Am Campus der Hochschule haben sie einen 36 Quadratmeter großen Showroom aufgebaut, um allen Hochschulmitgliedern die Möglichkeiten der Digitalisierung zu demonstrieren. Mit VR-Brille und Controller ausgestattet, konnten sich alle Interessierten durch ein Labor bewegen, Schubladen öffnen, Reagenzgläser aber auch Möbel verschieben.

So können Arbeitsabläufe wie in einem Computerspiel testweise durchlaufen und mögliche Fehlerquellen wie zu kleine Räume, niedrige Decken oder zu wenig Tageslicht analysiert und ausgebessert werden. Das spart Zeit, Geld und Ressourcen. „Alle am Prozess beteiligten Personen können sich von überall aus der Welt zuschalten und gemeinsam im Raum diskutieren. Die unterschiedlichen Parteien haben oft Scheuklappen auf – das können wir durch dieses Konzept umgehen“, erklärt Knecht.

Zwei Personen (Mann und Frau) mit VR-Brillen
Zwei Personen (Mann und Frau) mit VR-Brillen

Dafür braucht es nicht mal besonderes Technikequipment, nur einen PC mit Internetzugang. Auch Valentina Fein, die im Master Projektmanagement (Bau) studiert und einen Bachelorabschluss in Architektur hat, sieht das als großen Vorteil: „Diese interaktive Variante dient als Kommunikationsmittel mit dem Bauherr*der Bauherrin und verkürzt die Abstimmung.“ Aber nicht nur Räume lassen sich so abbilden, auch Produkte wie Maschinen oder medizinische Behandlungsstühle können durch einen virtuellen Zwilling 1:1 digital dargestellt und alle zukünftigen Funktionen getestet und demonstriert werden.

Das Karlsruher Unternehmen arbeite derzeit daran, die Software auch Hochschulen zur Verfügung zu stellen, sodass diese ihre Entwürfe selbst ins System überführen können. Gerade im Hinblick auf die Lehre hätte dies einen enormen Nutzen: So könnte bspw. der Architekturstudent seine Entwurfsideen durch gemeinsames Eintauchen mit dem Professor in das virtuelle Gebäude besser erklären und sich direkt Feedback geben lassen. Für den wissenschaftlichen Mitarbeiter des IBP (Institut für Innovatives Bauen und Projektmanagement), Georg Schindele, ist dies "eine Wissensvermittlung auf einem ganz neuen Level. Allein die genauere Vorstellung der Situation hat großes Potential."

Videobeitrag von Regio TV
 

 

Virtuelle Realität und Künstliche Intelligenz lassen sich also in allen Fachbereichen der Hochschule Biberach integrieren. Die Hochschule Biberach, die sich als transformative Hochschule versteht, indem sie sich einem stetigen Wandel und Veränderungsprozess unterzieht und dadurch nach außen wirkt, ermöglicht es den Studierenden und Lehrenden, zu zukunftsgewandten und gestaltenden Transformator*innen zu werden. Das Projekt KI-TEACH2 etabliert Zukunftswissen für Lehrende, Forschende, Studierende und die gesamte Organisation und finanziert Aktionstage, wie diese.