Im Juni 2020 hat sich für Nico Russ der Traum eines jeden Gründers erfüllt: Sein Produkt ist nicht mehr nur eine gute Idee, sondern am Markt erhältlich. Der gebürtige Biberacher hat den weltweit ersten modularen Laufschuh entwickelt und damit auch über das Ländle hinaus für ordentlich Furore gesorgt. Ein Schuh Made in Germany und außerdem vegan. Bis zu diesem Punkt war es ein steiniger Weg, nicht zuletzt aufgrund von Corona. „Besonders im Bereich Sichtbarkeit hat uns die Pandemie den ein oder anderen Strich durch die Rechnung gemacht,“ berichtet Russ. Der ursprüngliche Plan war es, sein Produkt bei diversen Laufwettbewerben und Testschuhevents vorzustellen. Coronabedingt musste er anstelle des stationären Handels vor allem auf Onlineshops setzen. Hürden, die den passionierten Läufer aber nicht aufgehalten haben: „Aufgeben ist nie eine Option gewesen.“

So kennt ihn auch Prof. Dr. Cornelia Grezt, Vertretungsprofessorin für Entrepreneurship Leiterin der Gründerinitiative Biberach. „Nico Russ ist ein Vorzeigegründer, er beißt sich einfach immer durch. Er fällt, steht auf und beweist immer neuen Mut und Durchhaltevermögen. Anfängliche Irrwege und Schlappen steckt er weg.“. Russ gesteht:„Ich hatte gerade am Anfang Kontakt mit selbsternannten Beratern, bei denen sich im Nachhinein herausstellte, dass sie eigentlich gar keine Expertise auf dem Gebiet haben.“ Rückblickend würde er gerade zu Beginn seiner Gründung einiges anders machen, aber: „Man lernt nur mit Fehlern. Und es ist besser, diese Fehler am Anfang zu machen, als später, wenn es eventuell auch Mitarbeiter betrifft und nicht nur dich.“

Nico Russ
Nico Russ

Damit andere Gründer aus Fehlern lernen und sie nicht wiederholen, gibt es die Gründerinitiative der Hochschule Biberach. Sie vernetzt und begleitet Gründungsinteressierte in allen Phasen ihres Vorhabens – von der Idee bis zur Gründung und späteren Unternehmensentwicklung. „Oft kommen Gründungswillige auf uns zu, weil sie auf Hürden stoßen. Sie glauben dann meist, sie bräuchten eine Finanzierung oder einfach mehr Geld. Aus meiner Erfahrung heraus muss aber oft erst einmal das Geschäftsmodell überarbeitet und neu am Markt ausgerichtet werden. Dann erst stellt sich die Finanzierungs-Frage,“ weiß Gretz.

Russ hat die Gründerinititative jüngst unter die Arme gegriffen, um sein Produkt trotz Corona-Lockdowns erfolgreich auf den Markt zu bringen. Die letzten Monate waren eine schwierige Phase für alle Gründer, sie haben aber auch neue Chancen eröffnet. „Viele Gründer haben sich neu erfunden und den Grundstein gelegt für ihr Wachstum,“ stellt Gretz fest. Die Zeit habe man zudem sehr gut nutzen können, um die Marktfähigkeit seines Produktes in Interviews oder Umfragen zu testen: „Mögliche Kunden sind aktuell digital so gut zu erreichen wie noch nie.“

Nico Russ tüftelt – mit Unterstützung der Gründerinitiative – schon an seinem nächsten Schritt: Er will neben seinem Laufschuh auch Freizeitschuhe auf den Markt bringen. „Die Nachfrage nach Produkten, die in Deutschland hergestellt wurden und auch noch vegan sind, ist aktuell wahnsinnig hoch. Gleichzeititg gibt es erst wenige Schuhe auf dem Markt, die diese Anforderungen erfüllen,“ so Russ. Ein Prototyp werde aktuell getestet, eventuell kann die Produktion  bereits im August beginnen.

Allen, die mit dem Gedanken spielen, ein eigenes Unternehmen zu gründen, will er mitgeben: „Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt, man muss einfach anfangen.“ Die Menschen in unserer Region hätten großes Potential, seien aber meist nicht mutig genug. Das beobachtet auch Gretz immer wieder. „Die Schwaben sind geborene Tüftler, kommen aber oft nicht aus ihrem Keller heraus,“ lacht sie und macht deutlich: „Eine Erfindung ist noch kein Startup, aber sie kann ein wertvoller Anfang sein.“

Galileo hat bereits über den Laufschuh von Nico Russ berichtet: