In ihrem eingereichten Gleichstellungskonzept hat die HBC deshalb einen besonderen Fokus auf die Gewinnung von weiteren Professorinnen gelegt, insbesondere in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen, die zum Teil noch stark männlich geprägt sind. Wie die Gleichstellungsbeauftragte der HBC, Prof. Dr. Chrystelle Mavoungou deutlich macht, will die Hochschule zum Beispiel mit einem sogenannten Tandem-Modell talentierte Frauen ansprechen, die Interesse an einer akademischen Karriere haben, aber zögern, weil sie noch nicht alle Anforderungen erfüllen. „Denn wer an eine Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) wie die HBC berufen werden will, muss in der Regel eine Promotion sowie fünf Jahre Praxiserfahrung vorweisen können“, erläutert Mavoungou. 

So können wir talentierte Frauen gezielt ansprechen, fördern und mittelfristig für Lehre und Forschung gewinnen

Prof. Dr. Chrystelle Mavoungou, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Biberach

Das Konzept sieht deshalb als Vorbereitung für eine HAW-Professur an der HBC vor, Frauen in diesen Bereichen gezielt zu unterstützen. Analog zur Tandem-Professur mit Universitäten bzw. Forschungsinstituten, sollen zum Beispiel Buddy-Programme für Frauen mit Promotion angeboten werden, die bislang keine oder zu wenig Erfahrungen außerhalb des Hochschulwesens gesammelt haben. Ebenso soll es Buddy-Programme für Frauen mit ausreichender Industrieerfahrung geben, die noch keine Promotion vorweisen können. 

„Frauen, die sich für Familie und Karriere entscheiden, sind oftmals benachteiligt“, weiß Chrystelle Mavoungou. Deshalb hat die Gleichstellungsbeauftragte ihrer Hochschulleitung ein Konzept vorgeschlagen, das auch flexible Arbeitszeitmodelle berücksichtigt, die die Vereinbarung von Familie und Beruf ermöglicht sowie die Arbeitszufriedenheit und Produktivität erhöht. „So können wir talentierte Frauen gezielt ansprechen, fördern und mittelfristig für Lehre und Forschung gewinnen“. 

Gefördert werden sollen auch Forschungsnetzwerke für Wissenschaftlerinnen sowie Stipendien für qualifizierte Frauen, die ihre Promotion anstreben oder Forschungserfahrung sammeln möchten. Die Stipendien sollen die finanziellen Hürden reduzieren, die die wissenschaftliche Laufbahnen von Frauen oftmals behindern. Für die Vernetzung der Frauen sollen bestehende Formate genutzt sowie neue Ideen realisiert werden, wie etwa ein Alumna-Netzwerk von ehemaligen Studentinnen und Wissenschaftlerinnen. Und auch personell sollen künftige Professorinnen ausgestattet werden, zum Beispiel durch Assistent*innen, die in Lehre und Forschung unterstützen.

In der zweiten Antragsphase, die nun startet, wird die Hochschule Biberach ihre Maßnahmen konkretisieren. Zielsetzung sei es, bestehende Professuren bei Neuausschreibungen mit talentierten Frauen unter Beachtung der Bestenauslese zu besetzten. Aktuell liegt der Anteil von Professorinnen an der HBC bei 24,5 Prozent und damit unter dem Landesschnitt (26%). Dabei schwankt der Frauenanteil in den einzelnen Studiengängen seit Jahren stark. „Im internen Hochschulvergleich ist der Frauenanteil an den hauptberuflichen Professuren in der Fakultät Biotechnologie mit 67 % am höchsten“, so Chrystelle Mavoungou, die selbst in den biotechnologischen Studiengängen lehrt. Die Gleichstellungsbeauftragte sieht darin auch eine Chance: „Professorinnen sind immer auch Role-Models für junge Frauen – und damit für potenzielle Studienbewerberinnen gerade in den technischen Studiengängen unserer Hochschule, die zu den MINT-Fächern zählen“.

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