Was macht Forschung an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften aus (HAW)? Natürlich der Anwendungsbezug und die Motivation, die gewonnen Erkenntnisse direkt in die Praxis zu überführen. Der Begriff Transfer beschreibt, was uns ausmacht: Hochschule und Industrie gehen Hand in Hand.

Seit drei Jahren darf ich mich als Prorektorin für Forschung, Transfer und Kooperationen einsetzen. Dafür arbeite ich mit zahlreichen Kolleg*innen aus unseren Fachinstituten zusammen. Hier wird untersucht, entwickelt, es werden Prototypen produziert und unsere Studierenden sind, wenn sie wollen, mittendrin. Denn, und auch dies ist ein Merkmal der HAW, die gewonnen Erkenntnisse aus der Forschung fließen direkt in die Lehre ein.

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Aus der Perspektive der HBC ist das Innovations- und Technologietransferzentrum ITZ Plus deshalb nicht nur ein top ausgestattetes Gebäude, sondern eine Drehscheibe für den Austausch unterschiedlicher Akteur*innen. Hier treffen wir auf Unternehmen, auf Startups und auf unterschiedliche Fachrichtungen. Diese Vielfalt an Perspektiven und Expertisen ist ein Nährboden für Innovation – und schafft eine kreative Atmosphäre des Zukunftgestaltens.

Die Forschungsgebiete Energie und Biotechnologie möchte ich in diesem Beitrag besonders hervorheben, denn sie finden im ITZ Plus neue Möglichkeiten. In diesen Bereichen geht es um den effizienten Verbrauch von Energie, gerade im Sektor Gebäude- und Energiesysteme; es geht um die Nutzung von biobasierten Reststoffen; und es geht um Medizin und wie wir diese revolutionieren können. Warum?

  1. In einer Welt, die sich den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit gegenübersieht, kommt der Wissenschaft eine nachhaltige Schlüsselrolle zu. Besonders im Bereich der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Gebäuden wirkt unsere Hochschule als Impulsgeber für positive Veränderungen. Durch Forschung- und Transferprojekte tragen wir maßgeblich dazu bei, neue Technologien und Methoden zu entdecken, die die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Bauwesen vorantreiben: Von intelligenten Gebäudesystemen bis hin zu umweltfreundlichen Baumaterialien – wir sehen uns als Werkstatt, in der die Bausteine für eine energieeffiziente Nutzung von Gebäuden entstehen.
     
  2. In einer Welt, die von Konsum und Wegwerfmentalität geprägt ist, bleibt ein wertvoller Schatz oft unbeachtet: biobasierte Reststoffe. Diese Überbleibsel aus landwirtschaftlichen, industriellen und haushaltlichen Prozessen bergen ein enormes Potenzial. Die Nutzung biobasierter Reststoffe ist nicht nur ein ökologischer Gewinn, sondern auch ein kreativer Schritt in Richtung nachhaltige Ressourcennutzung. Die moderne Biotechnologie spielt eine zentrale Rolle bei der Umwandlung biobasierter Reststoffe in wertvolle Produkte. Dabei setzen wir zum Beispiel auf phototrophe Verfahren, bei denen CO2 unter Nutzung von Licht zu Biomasse umgewandelt wird. Purpurbakterien setzen wir als Quelle für wertvolle Verbindungen wie Antitumorverbindungen oder Biowasserstoff ein. Und Pilze verwenden wir zur Herstellung von Fleischersatzprodukten für einen stark wachsenden Markt bereitstellen zu können.
     
  3. In einer Welt, in der die Medizin einen spektakulären Fortschritt erlebt, werden die Grenzen des Machbaren erweitert und Patient*innen mit bisher unheilbaren Krankheiten erhalten neue Hoffnung. Die treibende Kraft hinter dieser Revolution sind u.a. virale Therapien. Bisher waren Viren als Krankheitserreger gefürchtet, künftig werden sie als leistungsstarke Werkzeuge genutzt. Meine Kolleg*innen konzentrieren sich auf den Herstellungsprozess und entwickeln robuste Systeme zur prozessübergreifenden Überwachung und Analyse, die die Bereiche Forschung, Prozessoptimierung und Qualitätskontrolle umfassen.

 

Als starken Partner haben wir das Fraunhofer IGB (Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik) gewonnen, das ebenfalls ins ITZ Plus einziehen wird. Die Zusammenarbeit mit dieser renommierten Einrichtung in direkter Nähe zu unserem Campus Aspach eröffnet uns als kleine, feine Hochschule neue Horizonte und reicht von gemeinsamen Projekten bis hin zum Austausch von Expertisen und Zugang zu modernsten Forschungsinfrastrukturen.

Alle gemeinsam erhalten wir mit dem ITZ Plus einen Leuchtturm für den Transfer von konkreten Forschungsergebnissen in die Anwendung. Hier können wir unserer Mission (noch besser) folgen, Wissen zu generieren und in die Welt hinauszutragen.  So manifestiert sich in Biberach ein zukunftsweisendes Modell, das einen echten Mehrwert schafft und die Zukunft verändert: Das ITZ Plus als Katalysator – und die Hochschule Biberach als Motor für Innovation und Fortschritt.

Prof. Dr.techn. Heike Frühwirth ist Prorektorin für Forschung, Transfer und Kooperationen an der HBC. Als Verfahrenstechnikerin lehrt und forscht sie zudem im Bereich der Industriellen Biotechnologie.

Frau im Porträt hält etwas in der Hand
Frau im Porträt hält etwas in der Hand