Im Rahmen ihres Studiums unternahmen Studierende vom ersten bis siebten Semester des Studiengangs Energie-Ingenieurwesen der Hochschule Biberach (HBC) eine zweitägige Exkursion zu wegweisenden Projekten und Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien und Gebäudetechnik in Süddeutschland. Ziel der Exkursion war es, praxisnahe Einblicke in aktuelle Technologien, Herausforderungen und Lösungsansätze der Energiebranche zu gewinnen.
Tag 1: Biomasse, Windkraft und Photovoltaik in der Praxis
Nach einem gemeinsamen Auftakt im Naturfreundehaus Friedrichshafen begann der erste Exkursionstag mit einem Besuch beim Unternehmen Solarcomplex. Dort wurden die Studierenden durch ein modernes Biomassekraftwerk geführt, das auf Hackschnitzel und Solarthermie setzt. Die Anlage kombiniert regionale Ressourcen mit effizienter Wärmespeicherung und erreicht eine beeindruckende energetische Nutzung von etwa 50 % der eingesetzten Solarenergie.
Anschließend folgte ein Besuch des Windparks Verenafohren, der auf einer waldreichen Hochebene errichtet wurde. Die Wahl des Standorts basiert auf den dort vorherrschenden günstigen Windverhältnissen. Für den Bau der Windkraftanlagen war eine partielle Rodung erforderlich, die jedoch durch bereitgestellte Aufforstungsflächen ausgeglichen wurde. Der 2017 in Betrieb genommene Windpark umfasst drei Anlagen mit einer Leistung von jeweils 3,3 MW und erzielt eine jährliche Stromproduktion von rund 20 GWh. Besonders beeindruckend ist der Fokus auf den Naturschutz: Durch den Einsatz akustischer Detektoren und automatischer Steuerungen werden potenzielle Auswirkungen auf Fledermäuse und seltene Tierarten minimiert. Zudem beinhaltet das Projekt einen umfassenden Rückbauplan mit finanziellen Bürgschaften, um die fachgerechte Entsorgung der Anlagen nach deren Betriebszeit zu gewährleisten. Beeindruckend für die Studierenden: „Es braucht wirklich Durchhaltevermögen, wenn man einen Windpark bauen möchte – etwa bei der professionellen Umsiedlung von Ameisen,“ so Student Julian Bott.
Abgerundet wurde der Tag mit dem Besuch einer Freiflächen-Photovoltaikanlage auf dem Berghof, einem Demeter-Bauernhof. Diese Anlage kombiniert landwirtschaftliche Nutzung mit erneuerbaren Energien und vermarktet den produzierten Strom über ein Power-Purchase-Agreement (PPA) und ist ein Vorzeigeprojekt für die Region Tengen, die bereits mehr Energie erzeugt, als sie verbraucht. Es zeigt, wie Landwirtschaft und erneuerbare Energien erfolgreich kombiniert werden können.
Tag 2: Bauprojekte zwischen Denkmalschutz und Energieeffizienz
Am zweiten Tag der Exkursion besuchte die Gruppe das Stadtmuseum in Lindau, das ein spannendes Zusammenspiel von technischen Anforderungen und Denkmalschutz bietet. Die Gebäudesanierung, die für die Nutzung als Museum erforderlich war, stellte besondere Herausforderungen dar, insbesondere im Bereich der Heizung, Lüftung und Elektrik. Dabei musste das historische Mauerwerk weitgehend unverändert bleiben. Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über eine Kombination aus Fußbodenheizung im Erdgeschoss sowie Heizkörpern und Sockelleistenheizungen in den oberen Stockwerken. Um den Vorgaben des Denkmalschutzes gerecht zu werden, wurden originale Baumaterialien, wie die charakteristischen grünen Wandfarben, durch spezielle Beschichtungen und Schutzmaßnahmen erhalten. Das Stadtmuseum zeigt eindrucksvoll, wie sich historische Architektur und moderne Gebäudetechnik harmonisch verbinden lassen.
Zum Abschluss besuchte die Gruppe das Ingenieurbüro Sulzer GmbH & Co. KG in Vogt, das ein innovatives Schülerwohnheim vorstellte. Das in Holzmodulbauweise errichtete Gebäude kombiniert Fernwärme, Wärmepumpen und Photovoltaik zu einer nachhaltigen Energielösung.
Praxisnahe Lernerfahrungen und Teamgeist
Die Exkursion bot den Studierenden nicht nur fachliche Einblicke, sondern förderte auch den Zusammenhalt der Gruppe. Gemeinsame Abende, ein Bierpong-Turnier und gesellige Gespräche rundeten das Programm ab. „Es war spannend zu sehen, wie Theorie und Praxis ineinandergreifen,“ resümiert Jens Hagmeyer, der im 3. Semester Energie-Ingenieurwesen studiert.
Die Exkursion zeigt, wie vielseitig und praxisnah das Studium an der HBC gestaltet ist. Dabei wurden nicht nur technische, sondern auch ökologische und wirtschaftliche Aspekte der Energieversorgung beleuchtet. Mit neuen Erkenntnissen und gestärktem Teamgeist kehrten die Studierenden nach Biberach zurück – motiviert, ihre eigene Rolle in der Energiewende zu gestalten.