Neun Monate lang haben sie gewerkelt, entworfen, perfekte Betonmischungen ausprobiert und trainiert, ohne zu wissen, was eigentlich wirklich auf sie zukommt. Die HBC.Betonbiber der Hochschule Biberach (HBC) haben am vergangenen Wochenende (14./15. Juni) als erstes HBC-Team an der Betonkanuregatta in Brandenburg an der Havel teilgenommen. Ein Event, das Wettbewerb, Festival, Hochschulaustausch und vor allem die Leidenschaft für den Werkstoff Beton vereint. Denn die Challenge der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung ist es, ein Kanu aus Beton zu bauen, das sich im besten Fall auch über Wasser hält und in verschiedenen Kategorien wie Nachhaltigkeit, Kreativität und Konstruktion überzeugt. Das Ziel: Bei den teilnehmenden Studierenden ein Bewusstsein für Beton zu schaffen und ressourcenschonenden Beton, wie beispielsweise Carbonbeton, attraktiver für die Baubranche machen.  

Innovativer Präsentationsstand

So haben sich 13 Studierende sowie Mitarbeiter Dennis Renz aus den Studiengängen Bauingenieurwesen, Holzbau-Projektmanagement und Bau-Projektmanagement der HBC zusammengetan und sich zwei Semester lang intensiv auf die Betonkanuregatta vorbereitet. Mit zwei selbstgebauten Kanus aus Beton und einem vollbeladenen LKW haben sie sich schließlich am Donnerstag auf den Weg ins knapp 700 Kilometer entfernte Brandenburg an der Havel gemacht. Neben dem Aufbau des Übernachtungslagers auf dem Campingplatz stand zunächst der Aufbau des Präsentationsstandes auf dem Programm. 

YouTube Thumbnail Betonkanu

Hier hat sich das interdisziplinär aufgestellte Team etwas ganz Besonderes überlegt: Statt Pavillons zu verwenden, haben die Studierenden selbst ein Carport aus Holz gebaut und dieses unter den staunenden Blicken der anderen Teilnehmer*innen errichtet und sogar mit einem Richtspruch eingeweiht. Für große Augen und neidische Blicke sorgten auch die selbst aus Stahl angefertigten Transportkonstruktionen für die Betonkanus. Schließlich wiegt jeweils ein Kanu über 226 Kilogramm. Statt diese von A nach B tragen zu müssen, konnten die HBC.Betonbiber ihre Boote also ganz „gemütlich“ über die Wiesen und ins Wasser rollen. 

Erfolgreicher Funktionalitätscheck

Den ersten Funktionalitätscheck gab es dann am Freitagmorgen: Hier musste das Team um Kapitän Fabian Hamacher zum Wiegen und Messen der Kanus anrollen. Ein spannender Moment für alle, denn es müssen bestimmte Vorgaben eingehalten werden. Mit jeweils etwas über 226 Kilogramm, einer Länge von 4,63 Metern sowie einer Breite von 89 cm erfüllten beide Kanus das Soll. Im Anschluss erfolgte die Präsentation der Kanus an ihrem Stand. Mehrere Jurys des InformationsZentrums Beton überprüften die insgesamt 80 Betonkanus und bewerteten sie unter kritischen Blicken in den verschiedenen Kategorien. Besonders gut kam die Flachs-Bewehrung, die das Team für sein Kanu „Beaver One“ verwendet hat, an. „Die Flachs-Bewehrung bietet uns vor allem eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Materialien, da es ein nachwachsender Rohstoff ist. Zudem korrodieren Flachsfasern im Gegensatz zu Stahl nicht, was die Haltbarkeit und Lebensdauer des Betons erhöht, insbesondere in feuchten oder aggressiven Umgebungen“, erklärte Fabian Hamacher.  

Nach den ersten überstandenen Tests und kritischen Begutachtungen stand der Teilnahme am sportlichen Wettkampf am Samstag also nichts mehr im Wege. Hierfür hat die HBC zwei Herrenteams sowie ein Mixed-Team, bestehend aus jeweils zwei Ruder*innen, angemeldet. Ob die Studierenden vor den Rennen nervös waren? „Nervös bin ich nicht. Dadurch dass wir unsere Kanus vorab im Wasser getestet haben, wissen wir zumindest schonmal, dass wir nicht untergehen“, witzelt Studentin Lisa-Marie Häberle. Damit waren sie einigen Hochschulen einen Schritt voraus, denn nicht alle hatten die Möglichkeit ihre Kanus vorab im Wasser auszuprobieren.  

Personen auf Betonkanus im Wasser
Personen auf Betonkanus im Wasser

Der Wettkampftag

Nach einer kurzen und regnerischen Nacht herrschte am Samstagmorgen auf dem Regattagelände reges Treiben: Studierende rannten aufgeregt umher, Kanus wurden getragen, gezogen und gerollt. Die Stimmung war ausgelassen, auffallend freundschaftlich und fair – von angespannter Wettkampfatmosphäre keine Spur. Denn alle verfolgten das gleiche Ziel: Spaß haben und, wenn möglich, heil und im Kanu sitzend die Ziellinie im Brandenburger Beetzsee erreichen. Leider gelang dies nicht allen Teilnehmenden, einige Kanus konnten gar nicht erst an den Start gehen, andere liefen auf der Hälfte der Strecke voll Wasser. 

Von diesem Pech blieben die Teams der HBC zum Glück verschont. Dank der lauthalsen Unterstützung der angereisten Fans mit Prof. Christian Kulas und Prof. Dr.-Ing. Gerhard Haimerl, Dekan der Fakultät, setzten sich alle drei Teams in ihren Vorrunden-Gruppen durch. Beide Herrenteams zogen jeweils auf dem zweiten Platz in die Zwischenrunde ein, und das Mixed-Team erreichte als Erstplatzierter direkt das Halbfinale. In der zweiten Runde wurden Wind und Regen dann immer heftiger, was sich deutlich auf dem Wasser bemerkbar machte. Hier zeigte sich, wer bereits Rudererfahrung hatte. Auch die unterschiedlichen Formen, Größen und Gewichte der Betonkanus spielten eine entscheidende Rolle. Für die vergleichsweise recht schweren Kanus der HBC.Betonbiber, „Beaver One“ und „Beaver Two“, endete das Rennen nach den zweiten Durchläufen, doch der Spaß am Event blieb ungetrübt. Ganz im Gegenteil: Die Teammitglieder konnten nun gemeinsam mit den angereisten Fans die anderen Rennen beobachten und anfeuern. 

Große Anerkennung für erfolgreiche Teilnahme

Ein besonderes Highlight der Betonkanuregatta war die „Offene Kategorie“, in der die Hochschulen ihre kreativen Boote aus Beton präsentierten. Die Hochschule München schwamm beispielsweise auf einem Bierkasten daher, Studierende spielten Kicker auf dem Wasser, und sogar eine Straßenbahn hatte sich auf den Beetzsee verirrt. Obwohl das Team der Hochschule Biberach am Ende ohne Preis nach Hause ging, waren alle Teilnehmenden mächtig stolz auf ihre Leistung. „Trotz anfänglicher Schwierigkeiten haben wir einiges auf die Beine gestellt und gezeigt, dass auch kleine Hochschulen aus dem Süddeutschen Raum etwas drauf haben“, freut sich Student Joshua Bühler. 

Auch die Professoren zeigten große Anerkennung für die erfolgreiche Teilnahme: „Es war beeindruckend, mit welchem Engagement und welcher Ausdauer unsere Studierenden bis zum Schluss agiert haben“, so Prof. Haimerl. Prof. Kulas freute sich besonders, dass die Studierenden Beton aus einer neuen Perspektive kennenlernen konnten: „Das Event zeigt, dass man aus Beton nicht nur Tragwerke, sondern auch Betonkanus bauen kann.“ 

Die Begeisterung der Studierenden war so groß, dass sie bereits am Abend nach der Siegerehrung neue Ideen für die Betonkanuregatta 2026 sammelten. Wir sind gespannt, was uns in zwei Jahren bei der 20. Betonkanuregatta erwartet.  

Team Betonkanuregatta

Danke an das wunderbare Team: 

  • Vera Bächtle 
  • Luca Brodbeck 
  • Nikolaj Brunner 
  • Joshua Bühler 
  • Lisa-Marie Häberle 
  • Fabian Hamacher 
  • Johannes Jakob 
  • Felix Knörzer 
  • Jan Oppe 
  • Pius Oppold 
  • Chiara Roth 
  • Ida Wolbnik 
  • Valentin Zwahr  
  • Dennis Renz