Wie können Schulen junge Menschen auf die Zukunft vorbereiten, wenn Lehrer*innen selbst nicht wissen können, wie diese Zukunft aussieht. „Ein Paradoxon“, sagt Matthias Kugler und macht es an einem aktuellen Beispiel deutlich: „Künstliche Intelligenz verändert in rasantem Tempo die Arbeitsweise. Wie diese für unsere heutigen Schüler*innen in naher Zukunft aussehen wird, scheint nahezu unvorhersehbar,“ beschreibt der Lehrer die Situation mit Blick auf die kommenden zehn Jahre.
Um die Schüler*innen dennoch besser begleiten zu können, haben die Berufliche Schule Riedlingen und die Hochschule Biberach (HBC) einen Austausch initiiert, um über erste Erfahrungen von KI im Unterricht zu berichten und vor allem KI-Pfade von Schule über Ausbildung und Studium in die Berufswelt zu entwerfen. Die beiden Institutionen kooperieren bereits seit einigen Jahren an der Schnittstelle von Schule; an dem aktuellen Workshop, der an der HBC stattfand, nahmen nicht nur Lehrende beider Institutionen teil, sondern auch Vertreter*innen von in der Region ansässigen Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, der Handtmann Unternehmensgruppe und den VOLLMER WERKEN.
Einig waren sich dabei alle, dass man nicht warten dürfe bis es entsprechende Vorgaben in zum Beispiel Lehrplänen gibt, sondern dass konkrete Formate entwickelt und umgesetzt werden, gerade im lokalen Umfeld. Diese sollen KI und ihre Möglichkeiten, Chancen und Risiken konkret erlebbar machen und die Reflexion darüber anregen. Und sie sollen den Austausch über bestehende Grenzen hinweg überwinden. Denn im gegenseitigen Austausch wurde sehr deutlich, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz nicht nur technisches Verständnis, sondern auch Interdisziplinarität sowie ein Werte- und Verantwortungsbewusstsein erfordert, welches von jungen Menschen, begleitet durch ihre Lehrenden, individuell entwickelt werden muss.
So entstanden nach den Impulsvorträgen von Tensor AI Solutions und Boehringer Ingelheim zu KI in der Arbeitswelt in moderierten World-Café-Runden konkrete Umsetzungsideen: Einblicke und Weiterbildungsworkshops für Lehrende in praktischer Anwendung der KI, eine von Schüler*innen produzierte Podcast-Reihe mit KI-Expert*innen oder eine Diskussion von Studierenden, Schüler*innen und Auszubildenden mit KI-Anwender*innen zu Verantwortung im Umgang mit KI. Als sehr konstruktiv und sehr konkret fassten die Teilnehmenden den Workshop am Ende zusammen. Und auch Jens Winter, Professor in der Fakultät Betriebswirtschaft der Hochschule Biberach ist begeistert: „Es ist toll, dass wir bereits im nächsten Semester mit meinen Studierenden, aber auch Schüler*innen und Azubis einen gemeinsamen Dialogworkshop zu Verantwortung in der KI gestalten werden.“
Der Workshop fand im Rahmen des vom BMBF-geförderten Projekts KI-TEACH2 statt und wurde vom Institut für Bildungstransfer der Hochschule methodisch begleitet.
Info:
Die Kooperation zwischen der Beruflichen Schule Riedlingen und der Hochschule Biberach entstand aus einem Austausch von Lehrenden der Mathematik im Jahr 2018. Seitdem findet gelebtes Übergangsmanagement zwischen Schule und Studium in verschiedenen Formaten wie Studieninformationsnachmittage, Hochschulbesuche, Workshops oder Gastvorlesungen und auf den verschiedenen Ebenen zwischen Schüler*innen, Studierenden und Lehrenden statt. Ansprechpartner an der Beruflichen Schule in Riedlingen ist Matthias Kugler, an der Hochschule Biberach ist es Jens Winter.