Prof. Dr. Verena Rath lehrt in der Fakultät Betriebswirtschaft unter anderem Grundlagen des Marketings sowie Business-to-Business (B2B)-Marketing. In ihren Vorlesungen nimmt sie ihre Studierenden gerne mit in Rollenspiele, bei denen sie realitätsnah Entscheidungen treffen dürfen. Und sie stellt fest: Dabei lernen die Teilnehmenden besonders viel.
Hätten Sie gedacht, dass man die Höhen und Tiefen der Geschäftswelt schon während des Studiums hautnah erleben kann? In unserem BWL-Studium schlüpfen Studierende in die Rolle von CEOs, Finanzchefs und Marketingexpert*innen. Sie treffen Entscheidungen, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens bestimmen. Dabei ist das Rollenspiel sehr realistisch und die Einsätze sind so hoch wie im echten Berufsleben: Es geht um Marktanteile, Kundenbindung und letztendlich um den Ruf eines ganzen Unternehmens.
Was klingt wie eine Spielerei, hat fundierte fachliche und didaktische Hintergründe: Technologische Innovationen, Globalisierung, Kundenansprüche und wirtschaftliche Schwankungen sorgen für immer neue Dynamiken in der Geschäftswelt. Es ist also unerlässlich, dass zukünftige Führungskräfte nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch frühzeitig praktische Erfahrungen sammeln und lernen unter Zeitdruck Entscheidungen zu treffen. Als Fakultät wollen wir unsere Studierenden optimal auf diese Herausforderungen vorbereiten und setzen dafür u.a. auf die Lernmethode Planspiel, die weit über den klassischen Frontalunterricht hinausgeht.
Die simulierte Geschäftsumgebung bietet einen geschützten Rahmen, in dem die Studierenden interaktiv reale Herausforderungen und Entscheidungen üben. So lernen sie buchstäblich aus Erfahrung und können das Gelernte später in ihren beruflichen Alltag übertragen. Solche Planspiele werden auch von Unternehmen in der Personalentwicklung eingesetzt, sie gelten als effektive Methode, um verschiedene Kompetenzen zu entwickeln und zu schulen. Auch für uns Professor*innen bringen Rollenspiele immer wieder völlig überraschende Ergebnisse hervor – so entsteht eine Atmosphäre, die sich auf alle Beteiligten stark motivierend auswirkt. Die Methode nutzen wir in der Betriebswirtschaftslehre deshalb in unterschiedlichen Vorlesungen, etwa im Change Management und Strategischem Management, in Finanzierung oder Marketing.
In meiner Vorlesung B2B Marketing setzte ich unterstützend für mein Planspiel die Simulation Mark Strat B2B von StratX Simulations ein. In diesem Spiel treten die Studierenden in Teams mit einem fiktiven Unternehmen über einen Zeitraum von 10 Geschäftsjahren gegeneinander an. Dabei analysieren sie Kundenbedürfnisse, Finanzkennzahlen sowie Wettbewerber und entwickeln geeignete Marketingstrategien. Dazu gehören Entscheidungen über Produktentwicklung, Werbung, Vertrieb, Pricing oder über die strategische Ausrichtung in Forschung und Entwicklung.
Meine Aufgabe ist es als Moderatorin und gleichzeitig als Mentorin zu fungieren. Ich beobachte die Fortschritte der Teams, gebe Feedback und stelle sicher, dass die Lernziele erreicht werden. Dabei ist es entscheidend, eine Balance zwischen Anleitung und Selbstständigkeit zu finden. Ich motiviere die Teams und unterstütze sie, ohne ihnen Lösungen vorzugeben. Dabei beginnt meine Arbeit lange vor dem eigentlichen Start des Planspiels. Die sorgfältige Vorbereitung des Szenarios und der Plattform ist entscheidend. Ich stelle sicher, dass alle technischen Aspekte reibungslos funktionieren und die Studierenden mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet sind – von der Bereitstellung der Software bis zur Einführung in die Spielregeln und die Zielsetzungen.
Durch die Teilnahme an Planspielen lernen die Studierenden auch wichtige Soft Skills wie Teamarbeit, und Kommunikation. Und indem sie eigenständig Entscheidungen treffen und deren Auswirkungen analysieren, stärken wir sie in ihren Fähigkeiten, strategisch zu denken und komplexe Probleme zu lösen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sie kreative Lösungen finden und Aha-Erlebnisse haben, wenn sie ihre theoretischen Kenntnisse tatsächlich in die Umsetzung bringen.
Auch die Studierenden geben uns das Feedback, dass sie ihr Verständnis für den – in meinem Fall B2B-Sektor – tatsächlich vertiefen und eigenständig die Auswirkungen ihrer Entscheidungen in der Praxis erproben. Diese Rückmeldungen bestätigen uns darin, dieses besondere Bildungsformat einzusetzen, das Lehrinhalte der BWL transportiert – aktiv, individuell und mit hohem Praxisbezug. Der Aufwand ist für uns Professor*innen nicht zu leugen, aber absolut lohnenswert!