Unheimliche Heimat: Schattenseiten der Erinnerung

Susanne C. Knittel, Assistant Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Utrecht in den Niederlanden

In diesem Vortrag betrachte ich den Begriff der “Heimat” im Spiegel des kulturellen Gedächtnisses. Ausgehend von Sigmund Freuds Begriff des Unheimlichen untersuche ich die dunklen Seiten der heimatlichen Erinnerungslandschaft nach 1945 und zeige wie verdrängte Aspekte des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust, wie zum Beispiel die NS-„Euthanasie“, beharrlich auftauchen und unsere Vorstellungen von Identität, Geschichte, Gedächtnis – und Heimat - stören. Warum werden manche Geschehnisse Teil unseres (individuellen und kollektiven) Gedächtnisses und andere nicht? Wie und warum kommen vergessene Erinnerungen wieder zum Vorschein? Welche Rolle spielen Kunst und Literatur bei der Rückkehr des Verdrängten? Und wie kann man das Unheimlich-werden der Heimat als etwas produktives, positives, und sogar notwendiges verstehen?

Susanne C. Knittel ist Associate Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Sie forscht zur kulturellen Erinnerung in Europa mit Schwerpunkt auf marginalisierten und umstrittenen Erinnerungen. Ihr Buch Unheimliche Geschichte. Grafeneck, Triest und die Politik der Holocaust-Erinnerung (Transcript 2018) beleuchtet verdrängte Aspekte des deutschen und italienischen Erinnerungsdiskurses nach 1945. Ihr aktuelles Forschungsprojekt untersucht kulturelle Konstruktionen von Schuld, Täterschaft, und Mittäterschaft.

Frau Porträt
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Die Veranstaltung findet im Audimax der Hochschule Biberach statt.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung "Lesart Heimat" - organisiert von der Hochschule Biberach und der Christoph Martin Wieland-Stiftung.