Das Sommersemester 2022 rückt näher und es ist - in großen Teilen - als Präsenzsemester geplant. Damit unterscheidet es sich maßgeblich von den vergangenen vier Semestern, die aufgrund der Corona-Pandemie überwiegend digital stattfinden mussten. Eine schwierige, aber auch durchaus lehrreiche Zeit für alle Beteiligten. Schließlich war es für den Einbau digitaler Elemente in die Lehre höchste Zeit. Welche persönlichen Erfahrungen haben Lernende, Lehrende und Leitende in diesen zwei Jahren gemacht? Wo sind Defizite, aber eben auch konkrete Potentiale, die geschöpft werden können, entstanden? Das hat die Studie "Entwicklungspfade für Hochschule und Lehre nach der Corona-Pandemie" eines interdisziplinär besetzten Teams von WissenschaftlerInnen des Instituts für Bildungstransfer (IBiT) der Hochschule Biberach (HBC) untersucht. Die Befragung wurde in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (GHD) durchgeführt.
Dabei wurden elf Hochschulen in Baden-Württemberg und insgesamt fast 90 Teilnehmende befragt. Es fanden Interviews in Fokusgruppen statt, die einerseits die Perspektiven der Studierenden und andererseits die der Lehrenden widerspiegeln. Berücksichtigt wurden zudem besonders innovative Formate sowie die Erfahrungen, die hier gewonnen wurden. Die Ergebnisse wurden Ende Mai letzten Jahres veröffentlicht.
Die Initiative für diese umfassende Studie, die erstmals den Blick auf die Studierenden und deren Bedürfnisse legt, geht auf Professor Dr. André Bleicher, Rektor der Hochschule Biberach zurück. Im Interview mit dem DUZ-Magazin (Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft) sprechen er und Gabi Rolland, SPD-Landtagsabgeordnete, über Hinweise, die die Studie in Richtung Hochschulen und Politik gibt. Wo ist der dringendste Handlungsbedarf? Was müssten die Hochschulen und die Politik jetzt in Angriff nehmen?
Eins ist gewiss: Die Zukunft wird auch ohne Pandemie so aussehen, dass die Mischung aus Digitalem und Präsenz anders sein wird als heute. "Ich denke, wir müssen im Hinblick auf die gerade abgelaufenen Prozesse eine Hubschrauberperspektive einnehmen und überlegen: Wie könnten wir jetzt aus den Erfahrungen und Gegebenheiten Hochschulen der Zukunft entwickeln? Die Ergebnisse unserer Studie genügen an dieser Stelle noch nicht ganz, um potenzielle Pfadentwicklungen vollständig zu skizzieren. Denn die Varianz der Hochschulen wird zunehmen, was übrigens eine große Chance für das System als Ganzes darstellt", so Prof. Bleicher im Interview.