Mit Balderschwang im Oberallgäu verbinden die meisten wohl meterhohen Schnee, aussichtsreiche Wanderwege und den Riedbergpass, der vor allem die Herzen von Motorradfahrern höher schlagen lässt. Doch in Balderschwang wird auch nachhaltiger Strom produziert – durch Wasserkraft. Denn wenn das Wasser die Berghänge herunterrauscht, bringt es ordentlich Energie mit sich. Geht es aber nach Prof. Dr.-Ing. Gerhard Haimerl von der Hochschule Biberach (HBC) könnte vermutlich noch mehr CO2-freier Wasserkraftstrom in der Gemeinde an der österreischen Grenze erzeugt werden.

Aktuell gibt es in Balderschwang eine Kleinwasserkraftanlage, die bautechnisch modernisiert werden könnte. Professor Haimerl, der sich an der HBC vor allem mit den Themen Wasserbau und Wasserkraft auseinandersetzt, vermutet, dass der Standort mehr Potenzial bietet. Gemeinsam mit den Studierenden des Masterstudiengangs Bauingenieurwesen möchte er herausfinden, „ob eine zusätzliche Stromerzeugung möglich ist. Denkbar ist beispielsweise auch eine Erweiterung der Anlage zu einem Energiespeicher.“ Im Rahmen des Projektes soll zudem besonderes Augenmerk auf mögliche Synergieefekte mit der Wasserversorgung von Milchviebetrieben auf den Alpen im Sommer sowie dem Wassermanagement für Beschneiungsanlagen im Winter gelegt werden.

Mann im Wasserkraftlabor

Um sich einen genauen Überblick über die tatsächliche Wassermenge zu verschaffen, die aktuell durch das Kraftwerk fließt, müssen zunächst Messungen an mehreren Stellen der zufließenden Bäche durchgeführt werden. Dafür sind die Studierenden gemeinsam mit Prof. Dr. Haimerl nach Balderschwang gefahren. Insgesamt vier Jahre lang will sich der Leiter des Labors für konstruktiven Wasserbau der HBC mit dem Projekt beschäftigen, um das Projekt Schritt für Schritt weiter entwickeln und das Wissen nachhaltig weitergeben zu können.

Didaktisch-methodisch wird das Vorhaben von der Initiative InnoProject begleitet. Sie fördert Vorhaben, bei denen Forschungsergebnisse in besonderer Weise in die Lehre einfließen oder Studierende an Forschungstätigkeiten herangeführt werden. Im Falle des Wasserkraftwerks in Balderschwang sollen die Studierenden überwiegend selbstständig arbeiten. „Die Aufgabenstellung wurde bei einem Auftaktgespräch vor Ort erläutert. Generell ist die Projektarbeit als Rollenspiel konzipiert,“ erläutert Annika Kühn von InnoProject. Die Gemeinde Balderschwang übernimmt dabei als Kraftwerkseigentümer die Rolle des Auftraggebers, der von Haimerl als Fachgutachter beraten wird. Die Studierenden treten in diesem Szenario als Ingenieurbüro auf, das den Auftrag übernimmt. „So schaffen wir eine realitätsnahe Situation mit hohem Praxisbezug und können gleichzeitig Themen wie Projektmanagement oder Scrum in den Fokus nehmen,“ so Haimerl.


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