Vertrauen, Mut und Freiräume für experimentelle Ansätze: Das wünscht sich Laura Kienzle, damit Startups ihren Ideen erfolgreich freien Lauf lassen und so echte Innovationen in die Gesellschaft bringen können. Laura Kienzle hat diesen Mut bereits bewiesen und gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Startup gegründet. Mit der respeak GmbH unterstützt sie Unternehmen dabei, mithilfe von KI-Assistenten zum Beispiel den Kundenservice zu verbessern.

Bei der Veranstaltung „AI Connect – KI in Bildung und Arbeitswelt“ der Hochschule Biberach (HBC) war sie als Ausstellerin, aber auch Teilnehmerin der abschließenden Podiumsdiskussion dabei. Einen ganzen Tag lang hatte sich die HBC mit ihren rund 80 Gästen aus Wissenschaft, Industrie und Politik Zeit genommen, um in den Austausch zu kommen. In verschiedenen Formaten – Vorträgen, Breakout-Sessions und eben der Podiumsdiskussion – gingen die Veranstalter*innen der Frage nach, inwieweit Künstliche Intelligenz (KI) bereits Auswirkungen auf die Bildungs- und Arbeitslandschaft, insbesondere auch in der Baubranche, hat und wie die transformative Technologie noch effizienter eingesetzt werden kann. 

Wie KI uns im Alltag unterstützen kann, zeigten Anna, Berta und Conny. Alle drei sind Service-Roboter, die die Teilnehmenden mit einem freundlichen Digital-Gesicht begrüßten, Teller mit Keksen vorbeibrachten und bei Bedarf den Weg zu den Toiletten wiesen. Ein gelungener Einstieg in die Veranstaltung – und ein einfaches Beispiel für bereits mögliche KI-Anwendungen.

Im Laufe des Tages lernten die Gäste weitere Möglichkeiten kennen und konnten mit den KI-Anwender*innen ins Gespräch gehen und ihre Fragen stellen. Transformationsbegleiterin Dr. Isabell Osann widmete sich in ihrem Workshop der „Utopie und Dystophie von KI“ und Alexander Nikolaus vom Digitalisierungszentrum Ulm / Alb-Donau / Biberach / Neu-Ulm vermittelte, warum ChatCPT mehr ist als ein praktischer Textgenerator. 

Personengruppen im Austausch
Personengruppen im Austausch

Die Podiumsdiskussion rundete den Tag ab und brachte alle Perspektiven auf die Bühne. Neben Laura Kienzle kam mit Florian Schinnerling (Tensor AI Solutions GmbH) ein weiterer Gründer auf die Bühne, der deutlich machte, wie wichtig die Themen Vernetzung und Begleitung seien. „In der ersten Phase der Gründung geht einem so viel im Kopf herum, da ist es gut, Anlaufstellen zum Beispiel an Hochschulen und Universitäten zu haben“. Auch die Möglichkeit, seine Ideen zu pitchen, also zu präsentieren, und Feedback von anderen zu erhalten, sei enorm wichtig, so Schinnerling.

Die Hochschule Biberach wird weiterhin in Forschung und Lehre im Bereich der Künstlichen Intelligenz investieren und so ihren Beitrag für eine Zukunft mit KI leisten

Rektor Prof. Dr.-Ing. Matthias Bahr

Den Aspekt von Vernetzung betonte auch Peter Seimer MdL, Sprecher für Digitalisierung von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg. Und genau darin sieht er eine wesentliche Aufgabe der Politik: Die verschiedenen Perspektiven aus Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft in den Austausch zu bringen, um voneinander zu lernen und gemeinsam voranzukommen. 

Denn die größte Herausforderung bestehe in der „massenhaften Unwissenheit“, so der Politiker. Deshalb seien Veranstaltungen wie die der Hochschule Biberach besonders wertvoll. Die Politik selbst habe die Aufgabe unterstützend tätig zu sein, in dem sie zuhört, Wissen reinholt und Rahmenbedingungen schafft. Dazu würden beispielsweise die zahlreichen Förderprogramme für Gründer*innen zählen, die das Land ausschreibe.

Prof. Dr. Andreas Gerdes, Wissenschaftlicher Leiter des Innovation HUB des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), machte deutlich, wie wichtig ein Umdenken sei. Gerdes, der viele Jahre in der Schweiz gearbeitet und gelebt hat, vermisst in Deutschland eine positive Kultur für Veränderung, Fortschritt und Fehler, die passieren dürften und aus denen man lernen könnte. Gute Erfahrungen habe er mit Pilotprojekten gemacht, einige davon hatte er bereits am Vormittag in seinem Impulsvortrag „Technologie und Wissenstransfer“ aufgezeigt. Dabei ging es in vielen Best-Practice-Beispielen darum, den handelnden Menschen zu vertrauen und ihnen den notwendigen Spielraum zu geben. 

Sprecher des Unternehmens Uzin Utz
Sprecher des Unternehmens Uzin Utz

Matthias Holder, Head of AI des Ulmer Unternehmens Uzin Utz, hat diesen Vertrauensvorschuss erhalten. Auch er hatte zuvor in seinem Vortrag („A(i)wareness - Die Zukunft der Arbeitswelt gemeinsam gestalten – wie sich Mitarbeitende mit der Transformation wohl fühlen”) aufgezeigt, wie Artificial Intelligenz (AI) in seinem Hause implementiert wurde und wir es ihm gelungen ist, die Menschen für die neue Technik zu begeistern. ChatGPT wird hier für viele kleine und große Herausforderungen genutzt, z. B. für die Entwicklung neuer Datenblätter auf Grundlage schon vorhandener Produkte. Holder betrachtet KI als ein Werkzeug, mit dem wir Menschen arbeiten, eine Konkurrenzsituation zwischen Mensch und KI sieht er nicht. 

Die Ängste jedoch, die viele mit der unbekannten Technologie verbinden, nahm er ernst. Über intensive Schulungen und Innovations-Veranstaltungen nahm er die Belegschaft an die Hand und befähigte sie im Umgang mit KI. Diese Kompetenz sieht er auch als gesellschaftlich relevant an. Denn wer im Job verantwortungsvoll mit KI umgehen kann, bringt dies auch in sein privates Umfeld ein. Deshalb ist Holder überzeugt: Jedes Unternehmen, dass sich dieser Aufgabe stelle, stelle sich auch seiner sozialen Verantwortung. 

Wie können Studierende auf die KI-Zukunft vorbereitet werden? Auch diese Frage stellten die Moderatoren Christian Holzer (Hoovi GmbH) und Benjamin Hetzinger (beyond con+) ihren Talkgästen. Matthias Holder sprach sich dafür aus, dass junge Menschen divers ausgebildet werden, so dass sie sich in eine „neue Welt hineindenken können“. Gerdes bezog sich auf sein Fachgebiet, das Bauingenieurwesen. Der Bereich sei stark kostengetrieben und hochgradig geregelt – ideal also für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, etwa in Kombination mit digitalen Darstellungen eines Bauvorhabens oder für statistische Berechnungen.

Seimer warf den Blick auf die Zeit vor dem Studium. Das Land sei dabei den Informatikunterricht an Schulen auszubauen, damit Jugendliche die Technik verstehen und für die Zukunft gerüstet seien.

Auch an der Hochschule Biberach ist KI längst Teil der Lehre. Dies machten Prof. Dr.-Ing. Matthias Bahr, Rektor der HBC, sowie sein Kollege Prof. Andreas Gerber am Vormittag in ihren Redebeiträgen deutlich. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Studierenden optimal auf die Herausforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten“, so Bahr. Damit dies gelinge, müssten die Lehrenden mit den Tools und Tricks vertraut sein. Mit dem Projekt KI-TEACH2, dessen wissenschaftliche Leitung die Professor*innen Andreas Gerber und Chrystelle Mavoungou übernommen haben und das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird – wurde eine Plattform geschaffen, auf der Lehrende und Studierende an die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz herangeführt werden und sie erkunden können, so Bahr. 

Rektor Matthias Bahr spricht bei AI Connect
Rektor Matthias Bahr spricht bei AI Connect

Darüber hinaus erhalten sie konkrete Unterstützung in der Anwendung bis hin zu Zertifikaten, die die Studierenden erlangen können. Auch die Veranstaltung AI Connect ist ein Angebot von KI-TEACH2; organisiert wurde das Format, das im Innovations und Technologiezentrum ITZ Plus veranstaltet wurde von dem Hochschul-Institut für Bildungstransfer, das die verschiedenen Angebote von KI-TEACH2 koordiniert.

Rektor Bahr versicherte: „Die Hochschule Biberach wird weiterhin in Forschung und Lehre im Bereich der Künstlichen Intelligenz investieren und so ihren Beitrag für eine Zukunft mit KI leisten“. Die Veranstaltung war dafür der beste Beweis. 

Zum Abschluss war die Frage an die Talkgäste, was es braucht es, um die digitale Infrastruktur von morgen zu gestalten und den Mindset zu ändern. Mut, Vertrauen, Doing statt Talking, lauteten die einheitlichen Antworten. Laura Kienzle führte es weiter aus und hofft, dass Startups in der Zukunft kleine Babyschritte gehen dürfen, bevor sie daran gemessen werden, was in zehn Jahren geglückt ist. Und der Digitalpolitiker Peter Seimer rief den Gästen auf dem Podium, aber auch dem Publikum zu: „Ballert uns zu mit Informationen, denn Politik ist auf Input angewiesen!“.