„Platz für alle« – so lautet das Motto des Stadtgesprächs über die zukunftsfähige Gestaltung und Nutzung der Freiräume in der Biberacher Altstadt. Acht Wochen lang lief die Aktion, die am vergangenen Samstag (14.05.22) mit einem Marktaktionstag in der Biberacher Innenstadt ihren Höhepunkt fand. Alle Interessierten konnten an acht Themenständen nochmals ihre Wünsche und Ideen einbringen, mit den Dialogpartnern diskutieren und die Anregungen auf Zetteln festhalten, die an Themenwände gepinnt wurden. Und so füllten sich die Pinnwände mit hunderten von Vorschlägen.
Auch die Hochschule Biberach (HBC) war mit einem Stand vertreten: Der Studiengang Bau-Projektmanagement/Bauingenieurwesen stellte sein Projekt „Digitaler Marktplatz“ im Foyer des Rathauses vor. Seit Jahren wird in der Biberacher Bürgerschaft diskutiert, ob die gewachsenen Strukturen des Marktplatzes mit seiner Ausrichtung auf den Individualverkehr, der erheblichen verkehrlichen Belastung, auch wegen der zahlreichen großen Linienbusse und den Parkplätzen, noch zeitgemäß ist. Weil sich Diskussionen um Bauprojekte erheblich versachlichen, wenn die Planungen konkret und erlebbar werden und die Ebene abstrakter Baupläne verlassen wird, modellierte der Studiengang den Biberacher Marktplatz mit unterschiedlichen Mobilitätskonzepten digital– mittels Building Information Modeling (BIM). Drei unterschiedliche Zukunftskonzepte sind dabei entstanden, die Prof. Dr. Gipperich gemeinsam mit Studierenden der HBC am Aktionstag auf großen Bildschirmen präsentierte. Durch den Einsatz von VR-Brillen konnten die Interessierten in die Marktplatzmodelle eintauchen und am Ende ein Feedback geben. „Die Mehrheit der BesucherInnen war für den autofreien Marktplatz“, erzählt Gipperich. Diese Einschätzung teilt auch Baubürgermeister Christian Kuhlmann: „Der Fokus der Diskussion lag erwartungsgemäß auf dem Marktplatz“, so Kuhlmann. „Viele wünschten sich dort mehr Grün, mehr Sitzmöglichkeiten und mehr Außengastronomie.“ Es gab auch Stimmen, die sich deutliche weniger Autos auf dem Marktplatz wünschen.
Durch den Austausch mit den BürgerInnen sind weitere neue Ideen entstanden. So kam die Frage auf, was bei Regen und im Winter Leben auf dem Marktplatz hier fehlt etwas schaffe – ohne Bestuhlung und buntes Treiben. Der Studiengang überlegt nun, eine Winter- und eine Sommerlösung für den Platz digital abzubilden.
„Es war eine tolle Aktion“, sagt Baubürgermeister Christian Kuhlmann zum Abschluss. Die Resonanz an allen Ständen sei sehr gut gewesen. Die Erwartungen der Verwaltung – ein breites Forum zu schaffen für dieses so wichtige Thema – seien voll erfüllt worden. Alle Themen, die seit dem 11. März über verschiedene Kanäle mit der Öffentlichkeit diskutiert wurden, kamen an den Ständen mit der Bürgerschaft nochmals zur Sprache, und zwar mit VertreterInnen des Einzelhandels und der Gastronomie, mit Menschen, die sich mit Mobilität, Inklusion, Integration und Teilhabe beschäftigen, mit Kultur, dem Wandel der Innenstadt und der historischen Altstadt. Alles, was in den acht Wochen und am Aktionstag an Anregungen und Kritik gesammelt wurde, wird jetzt von der Agentur „suedlicht“ aus Freiburg strukturiert und analysiert. Die Verwaltung zieht hieraus Schlussfolgerungen und dann geht das Ergebnis zur Beratung und Bewertung in den Gemeinderat, der letztlich entscheidet.