Wie können Gestalt und Technik für ein Gebäude gemeinsam gedacht werden? Dieser Aufgabe widmet sich Prof. Michael Wengert, der zum aktuellen Wintersemester von der Fakultät Architektur und Energie-Ingenieurwesen der Hochschule Biberach (HBC) berufen wurde. Sein Lehrgebiet „Konzeption und Planung nachhaltiger Gebäude und transformativer Gebäudetechnik“ ist zwischen diesen beiden Herangehensweisen verankert – „ganz bewusst“, wie Prof. Wengert erläutert, denn nachhaltiges Bauen berücksichtige beide Perspektiven: Die der Architektur sowie die des Ingenieurwesens, etwa in den Bereichen Energiekonzeption und Gebäudezertifizierung.
Seine Professur, die die HBC mit dieser interdisziplinären Ausrichtung, neu gedacht hat, sieht der studierte Bauingenieur als Chance, die Kompetenzen beider Fachrichtungen miteinander zu vereinen. Das Profil der Ausschreibung hatte ihn sofort angesprochen: Die Studierenden, aber natürlich auch die ausgebildeten Architekt*innen und Ingenieur*innen würden im Beruf eng zusammenarbeiten. Die gemeinsame Sprache, das gemeinsame Verständnis von nachhaltigem Bauen sei deshalb sehr wichtig, so der neuberufene Professor. Um sich einer Konzeption zu nähern, sollte das gesamte Gebäude und seine Umgebung, das Klima sowie das Mikroklima erfasst und so eine für das Projekt passende Idee definiert werden. „Konzepte von der Stange sollte es nicht geben, da in der Regel, bei jedem Projekt individuelle Randbedingungen vorhanden sind“, so der Experte.
Dabei unterstützt das technische Konzept, den gestalterischen Entwurf der Architekt*innen. Welche Gebäudehülle ist sinnvoll, welche Speichermassen können vorgehalten werden und welche Technik ist notwendig? Wichtige Fragestellungen, für die ein*e Energie-Ingenieur*in das optimale Konzept ausarbeitet.
Als Professor lehrt Michael Wengert tatsächlich in beiden Studiengängen der Fakultät. Er unterrichtet Architektur-Studierende ebenso wie Ingenieur*innen für Energie- und Gebäudesysteme. Noch findet dies in getrennten Vorlesungen statt, doch die Vision des Neuberufenen sind gemeinsame Veranstaltungen. „Die Studierenden sollen von Anfang an in interdisziplinären Teams arbeiten“, so seine Idee, die er nach und nach umsetzen will.
Auch in seinem beruflichen Schaffen außerhalb der Hochschule erlebt er, wie wichtig die enge Zusammenarbeit der Disziplinen ist. In Bauprojekten übernimmt Prof. Michael Wengert oftmals die Rolle des Moderators: „Ich bin ein Brückenbauer im übertragenen Sinn – und will diese Brücken auch an der Hochschule Biberach legen“. Als sich der Ingenieur damals für ein Studium entscheiden musste, war zunächst unklar, welches Fach das Rennen macht. Architektur? Zu wenig technisch, Maschinenbau? Zu wenig Bauen? Bauphysik, Gebäudetechnik und Niedrigenergiegebäude waren schließlich die Studienfächer, die den jungen Michael Wengert faszinierten – und das bis heute.
Auch mit Themen von Forschung und Transfer will sich Prof. Michael Wengert mittelfristig innerhalb seiner Professur befassen. Insbesondere interessiert ihn eine Fragestellung, die in der Fachwelt intensiv diskutiert wird: Wie viel Hightech braucht es und wie viel Lowtech ist vertretbar? So versprechen Hightech-Lösungen wie intelligente Gebäudeautomation hohe Energieeffizienz, die Lebensdauer der der Komponenten jedoch gelten als begrenzt. Vertreter*innen von Lowtech-Lösungen dagegen setzen eher auf gute Dämmung, natürliche Belüftung und weniger Technik. Die sogenannte graue Energie, Flexibilität sowie Wartungsaufwand sind Themen, die in diesem Zusammenhang interessant sind und tiefergehend beleuchtet werden könnten, so Prof. Michael Wengert von der Hochschule Biberach.