„Der Krieg in der Ukraine dauert an - und nimmt an Brutalität immer weiter zu. Militär und Zivilbevölkerung leisten verzweifelt Widerstand, anderen gelingt die Flucht. Fünf Millionen Menschen haben bereits Unterschlupf in Polen, der Slowakei, Rumänien, Ungarn, Moldau und anderen Nachbarländern gefunden, oftmals in Privathaushalten. Gaststudierende nehmen ihre Familien in Wohnheimen auf, wie wir von Biberacher Studierenden wissen, die sich für einen Auslandsaufenthalt im Baltikum aufhalten. Mit Hochschulen in der Ukraine stehen wir nicht im Austausch, dorthin pflegen wir keine Beziehungen.

Auch in Deutschland finden Geflüchtete Zuflucht. Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend - das Entsetzen über den Krieg mitten in Europa groß, ebenso die Ohnmacht angesichts des Leids der Menschen, das uns täglich in den Medien begegnet. Wie viele andere Hochschulen weltweit hat sich die HBC mit der Ukraine und allen Menschen, die unter diesem Krieg zu leiden haben, solidarisch erklärt. Hochschulen sind Orte kultureller und thematischer Vielfalt. Wir setzen uns für eine wissensbasierte Weltanschauung ein - und damit für eine offene Gesellschaft, die Verantwortung für eine friedliche und freiheitliche Welt übernimmt. In einer Resolution verurteilt der Senat den völkerrechtswidrigen Krieg des russischen Staates gegen die Ukraine als Angriff auf unsere gemeinsamen Werte in Europa wie Freiheit und Demokratie. Diesem Gremium gehören Studierende, Lehrende und Beschäftigte an, die ihre Verbundenheit allen Menschen ausgesprochen haben, die Krieg und Verfolgung erleben und deshalb auf der Flucht sind.

Und natürlich haben die Mitglieder der Hochschule wie viele andere Menschen und Institutionen auch das Bedürfnis, konkret zu helfen. Deshalb wollen wir unseren Campus öffnen und unbürokratisch Unterstützungsformate anbieten. Noch sind viele formale Fragen ungeklärt, etwa der rechtliche Status von ukrainischen Studierenden. Deshalb sind es wohl die kleinen Dinge, die helfen, weil sie sich einfach und schnell umsetzen lassen. So können Geflüchtete unsere anstehenden Veranstaltungen wie Studieninformationstag oder Jobmesse besuchen, an Deutschkursen teilnehmen, die wir ohnehin für unsere Gaststudierenden anbieten; wir machen Räume und WLAN zugänglich; wir leiten durch den deutschen Bildungsdschungel und beraten zu Studierfähigkeit oder Studienwahl. Und wir bieten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen einen fachlichen Austausch an.

So entstehen Begegnungen und Geflüchtete finden in der Fremde neue Kontakte, Freundschaften wachsen. Das alles sind Ideen, die wir gerade auf ihre Tauglichkeit prüfen. So schnell wie möglich werden wir Informationen rausgeben und Einladungen aussprechen.

Mit anderen Aktivitäten haben wir bereits begonnen. So läuft seit Anfang April eine Ringvorlesung zum Ukraine-Krieg, mit der wir Hintergrundwissen geben wollen und Antworten. Thema ist das Verhältnis der Ukraine, Russlands und des Westens sowie die Auswirkungen des Krieges auf den Energiemarkt und andere Märkte, natürlich auf den eigenen Geldbeutel, internationales Recht und die europäische Sicherheitsarchitektur.

Besonders stolz aber sind wir auf unsere Studierenden, die eine Blutspendeaktion für die Ukraine organisieren. Wenn alles klappt, „sammeln“ wir am 24. Mai dieses besonders wertvolle Elixier des Lebens.“