Die Digitalisierung ist in allen Lebensbereichen ein wichtiger Treiber von Innovation. Eine besondere Rolle spielt sie jedoch in der Wirtschaft, beispielsweise in den Bereichen Prozessdigitalisierung, Automatisierung, digitale Dokumentation und Schulung von MitarbeiterInnen sowie zur Simulation von Notfallszenarien.

Das Produktionsumfeld in der pharmazeutischen Industrie ist durch bestimmte Richtlinien wie beispielsweise „Good Manufacturing Practise“ (GMP) zur Qualitätssicherung streng reguliert und standardisiert, da Qualitätsschwankungen einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der PatientInnen haben können. Dadurch sind Veränderungen innerhalb des Produktionsumfelds oft mit einem sehr großen regulatorischen, zeitlichen, logistischen und finanziellen Aufwand verbunden. Aus diesem Grund sind ForscherInnen aus dem InnoSÜD Teilprojekt „Next Generation Process Technologies“ der Hochschule Biberach (HBC) und der in Ulm ansässigen Firma TriCAT, Experten auf dem Gebiet von virtuellen 3D Lern- und Arbeitswelten, davon überzeugt, dass die Integration von verschiedenen Digitalisierungstools in eine gesamtkonzeptionelle Strategie in dieser Branche entscheidend ist. Vor allem Virtual, Augmented und Mixed Reality Konzepte (VR/AR/MR) könnten mittelfristig zu einer effizienteren und sichereren Produktionsumgebung führen. In einem Kooperationsprojekt der beiden InnoSÜD-Verbundpartner wurde daher die Fragestellung bearbeitet, wie VR/AR/MR-Konzepte im pharmazeutischen Arbeitsumfeld aussehen könnten. Das vorläufige Ergebnis dieser Zusammenarbeit wurde nun verschiedenen VertreterInnen von Firmen aus dem Bereich der pharmazeutischen Biotechnologie (BiopharmaCluster South Germany) präsentiert.

Der Leitgedanke des Demonstrators bestand dabei darin, die integrativen Möglichkeiten der Technologie aufzuzeigen, beispielsweise VR-basierte Schulungen oder auch semi-automatisierte Dokumentationen. Zu Beginn wurde daher eine virtuelle Trainingssituation an einem Bioreaktor auf der Basis einer real existierenden Laborumgebung am Institut für Angewandte Biotechnologie der HBC vorgestellt Im Anschluss konnten die TeilnehmerInnen ihre Lernerfahrung direkt in der realen Laborumgebung praktisch anwenden. Unterstützt wurden sie dabei durch eine Augmented-Reality-Brille, die dem Träger oder der Trägerin verschiedene zusätzliche Informationen im realen Blickfeld anzeigt. Auf diesem Wege ist es zum einen möglich, ein virtuelles Abbild der Umgebung in das reale Blickfeld zu integrieren, an dem einzelne Arbeitsschritte abgerufen werden können um etwaige Fehler in der realen Bedienung für die MitarbeiterInnen zu vermeiden. Zum anderen erlaubt eine solche AR/MR-basierte Assistenz zudem die Integration zusätzlicher Digitalisierungsansätze wie zum Beispiel der bildbasierten oder sprachgesteuerten Dokumentation oder auch den Kontakt zu einer zentralen Leitstelle.

VR-Brille im Einsatz
VR-Brille im Einsatz

Neben dem Austausch über das präsentierte Beispiel wurde zudem auch sehr angeregt über die generellen Potentiale und Möglichkeiten von VR/AR/MR-Anwendungen in einer integrierten Prozessdigitalisierung diskutiert. Diese reichen von prozessangepassten VR-Simulationen von Notfallszenarien (CAPAs) über die spezifische Schulung und Einarbeitung von MitarbeiterInnen bis hin zu AR/MR-Anwendungen in der Produktion, Prozessdatenintegration und der GMP-Dokumentation.


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