In der Ringvorlesung „Lesart Heimat“, die die Hochschule Biberach (HBC) in Kooperation mit der Wieland-Stiftung anbietet, geht es am Dienstag, 2. Mai, um die „Unheimliche Heimat: Schattenseiten der Erinnerung“. Unter diesem Titel wird die Referentin Susanne C. Knittel in ihrem Vortrag den Begriff der Heimat im Spiegel des kulturellen Gedächtnisses betrachten. Ausgehend von Sigmund Freuds Vorstellung des Unheimlichen untersucht die Literaturwissenschaftlerin, die an der Universität Utrecht in den Niederlanden lehrt, die dunklen Seiten der heimatlichen Erinnerungslandschaft nach 1945 und zeigt, wie verdrängte Aspekte des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust, wie zum Beispiel die NS-„Euthanasie“, beharrlich auftauchen und unsere Vorstellungen von Identität, Geschichte, Gedächtnis – und Heimat - stören.
Dabei geht Knittel, die in Baden-Württemberg aufgewachsen ist, auf diese Fragen ein: Warum werden manche Geschehnisse Teil unseres (individuellen und kollektiven) Gedächtnisses und andere nicht? Wie und warum kommen vergessene Erinnerungen wieder zum Vorschein? Welche Rolle spielen Kunst und Literatur bei der Rückkehr des Verdrängten? Und wie kann man das Unheimlich-werden der Heimat als etwas Produktives, Positives, und sogar Notwendiges verstehen?
Susanne C. Knittel forscht zur kulturellen Erinnerung in Europa mit Schwerpunkt auf marginalisierte und umstrittene Erinnerungen. Ihr Buch „Unheimliche Geschichte. Grafeneck, Triest und die Politik der Holocaust-Erinnerung“ beleuchtet verdrängte Aspekte des deutschen und italienischen Erinnerungsdiskurses nach 1945. Ihr aktuelles Forschungsprojekt untersucht kulturelle Konstruktionen von Schuld, Täterschaft und Mittäterschaft.
Die Ringvorlesung „Lesart Heimat“ ist Teil des Jahresprogramms der Heimattage, die in diesem Jahr in Biberach stattfinden. Die Vorträge sind öffentlich bei freiem Eintritt. Der Abend mit Susanne C. Knittel findet am Campus Stadt, im Audimax der Hochschule statt. Er beginnt um 19 Uhr.