Ein Jahr ist es her, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Solar Decathlon Europe 21/22 (SDE) ihre Gebäude in Wuppertal aufgebaut haben. Der Fokus des internationalen Studierendenwettbewerbs für energieeffiziente Gebäude lag auf dem nachhaltigen Leben und Wohnen in der Stadt. CO2-neutrale Gebäude, Solarenergienutzung , Neuer Wohnraum ohne zusätzlichen Flächenverbrauch – Zukunftsthemen, die in interdisziplinären Teams aus Studierenden und Forschenden bearbeitet werden. Beim Finale bauten die 16 Hochschulteams aus zehn Ländern innerhalb von nur wenigen Tagen repräsentative Wohneinheiten ihrer Planungen auf einem Gelände in Wuppertal auf, um sie dann zwei Wochen lang von Fachjury und Publikum bewerten zu lassen. Mit dabei war auch das Team X4S der Hochschule Biberach, das unter der Leitung von Prof. Andreas Gerber und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Lena Frühschütz geleitet wurde.
Bereits kurz nach dem Wettbewerb war klar: Das nach monatelanger und schweißtreibender Arbeit errichtete Gebäude der Biberacher soll auch künftig noch für Lehr- und Forschungszwecke genutzt werden. Deshalb wurde nun diese sogenannte Demonstration Unit bei einer aufwändigen Aktion um 300 Meter ins sogenannte „Living Lab NRW“, dem Folgeprojekt des SDE, versetzt. Hier befinden sich nun acht der ursprünglich 16 erbauten Häuser. Auf dem Solar Campus an der Nordbahntrasse in Wuppertal bilden die Gebäude zusammen mit einem innovativen Nahwärmenetz auf 7.000 Quadratmetern eine neue Plattform für Forschung, Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie den Austausch mit der Öffentlichkeit. „Dieses Areal ist eine tolle Möglichkeit, Forschung, Transfer und Weiterbildung miteinander zu verknüpfen. Einerseits geht es um Langlebigkeit andererseits um den Vergleich der unterschiedlichen Konzepte und Systeme der Gebäude“ freut sich Prof. Gerber, dass das Gebäude seines Teams nun Teil des Living Lab ist. Dabei war der Transport des Gebäudes von A nach B gar nicht so einfach.
Um die 60 Tonnen Gewicht zu transportieren, wurden große Stahlträger unter dem Gebäude durchgeschoben. Mit Mobilkränen und einem Tandemhub wurde das Haus dann angehoben, auf zwei selbstfahrende Fahrzeuge abgesetzt und ganz langsam zum neuen Standort transportiert. Laut Veranstalter sei es das erste Mal in der Geschichte des Wettbewerbs gewesen, dass eine Demonstration Unit im ganzen Stück versetzt wird. Normalerweise werden sie in Elemente oder Module zerlegt und dann wieder aufgebaut. Dass dieser Transport so möglich war, spricht für die Arbeit des Biberacher Teams und die Qualität des Gebäudes. Auch die Beiträge der studentischen Teams aus Valencia, Taipeh, Delft, Prag, Pécs Aachen und Düsseldorf sind nun Teil des Living Lab NRW.
Die anderen Gebäude stehen teilweise noch auf dem SDE-Gelände oder wurden rückgebaut und in die Heimat gebracht. Die Hochschule Biberach freut sich, dass der Beitrag ihres Teams X4S weiter fruchtet. „Wir wollen das Living Lab für interdisziplinäre Exkursionen und Lehrveranstaltungen nutzen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Studierenden sehen, was ihre Vorgänger*innen der HBC hier mit tollen Ideen und großem persönlichen Engagement erbaut haben“, so Prof. Gerber. Die Vielfalt der Lösungen zeige, dass Klimaschutz im Gebäudesektor auf vielfältige Art erreicht werden kann und dass nachhaltiges Bauen interdisziplinäre Zusammenarbeit braucht.