Das Besondere an diesem hexagonalen System ist, dass alle Bauteile torsionsfrei sind und lotrechte Schnittkanten aufweisen. Dies ermöglichte eine effiziente und kostengünstige Fertigung mittels Laser- oder Wasserstrahlschneidetechnik. Der Prototyp wurde aus Pappelholz gefräst. Dafür hat die Firma Georg Ackermann GmbH eine Woche lang ihre Lasermaschine zur Verfügung gestellt. Anschließend hat das Team jedes Teil geschliffen und in Lauge getunkt, damit bei Regen nichts abfärbt. „Uns war wichtig, dass sich die Montage der Teile unkompliziert gestaltet und von unseren Studierenden ohne den Einsatz schwerer Geräte durchgeführt werden konnte“, erklärt Simon Vorhammer.

Gemeinsam mit seinen Studierenden hat er zwei Tage lang am Campus gewerkelt und den Pavillon errichtet. Auch Student Tobias Bischoff ist von der Einfachheit des Aufbaus begeistert: „Mich hat fasziniert, dass der Pavillon komplett vorgefertigt werden kann und auf dem Bauplatz ohne großartiges Wissen über das Projekt leicht und verständlich zusammensetzbar ist.“

Video: Jonas Bühler

Pavillon aus zusammengesteckten Holzelementen

Umso aufwendiger war dafür die Vorbereitung. Denn das Herzstück des Carapacks-Systems ist sein digitales parametrisches Modell, das es erlaubt, verschiedene Eingangsparameter wie Gesamtform, Geschlossenheitsgrad, Schalenstärke und Größe der Segmente zu definieren. Dadurch können fertigungsreife Bausätze für unterschiedlichste Ausgangsgeometrien erzeugt werden. „Das System ist nicht auf Holzpavillons beschränkt, sondern könnte auch auf Überdachungen und Fassaden übertragen werden.“

Die kreativen Überlegungen und Design-Aspekte, die bei der Planung der Pavillons berücksichtigt wurden, waren vielfältig. Das Team wollte nicht nur eine funktionale Struktur schaffen, sondern auch ein architektonisches Highlight, das die Besucher der Hochschule begeistert. Die Pavillons sollten zudem eine Verbindung zwischen Natur und Technik herstellen und die Idee von Nachhaltigkeit und Recycling vermitteln.

Ziel und der Zweck des Aufbaus des Carapacks-Pavillons war es, den Studierenden der HBC eine Möglichkeit zu bieten, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in der Praxis anzuwenden. Das Team wollte ein Projekt von A bis Z begleiten und die gesamte Fabrikationsplanung selbst übernehmen. Dazu gehören auch Themen wie Brandschutz, Terminplanung oder das Anwerben von Sponsoren.

Foto: Die Planungen für den Carapacks-Pavillon waren sehr intensiv. ©Simon Vorhammer

Studierende mit Laptops an Tischen
Studierende mit Laptops an Tischen

Prof. Jeschke sieht zudem einen weiteren Nutzen: „Normalerweise erstellt ein*e Architekt*in Pläne nach den Wünschen der Bauherr*innen. In diesem Fall war es umgedreht – zuerst stand der Plan fest und die Studierenden mussten anhand diesem Sponsoren überzeugen. Aufträge kommen einem nicht zugeflogen, man muss mit seinen Arbeiten überzeugen.“ Deshalb will die Professorin, dass Studierende lernen, mehr als Projektentwickler*innen tätig zu werden.

Der Carapacks-Pavillon ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein Beispiel für die innovative und praxisorientierte Ausbildung an der Hochschule Biberach. Für die Studierenden der Hochschule Biberach diente das Gebilde zudem als Location beim Abschlussfest. Zu diesem wurden neben “Carapacks” zwei weitere Projekte des Seminars umgesetzt. Der Steckpavillon "Plattenbau" besteht aus rechtwinkligen ineinandergreifenden Platten, die ein begehbares, zeltartiges Konstrukt bilden. Durch die wechselnde Orientierung der Platten entsteht ein Wechselspiel aus Geschlossenheit und Durchblicken. Das Projekt “Stack-Bar” legt seinen Fokus auf Wiederverwendbarkeit. Für den Bau der Bar wurden handelsübliche Holzleisten mit einem, bzw. drei Meter Länge aufgestapelt und über Spanngurte fixiert. Das non-destruktive Fügungsprinzip ermöglicht es, auf Schraubverbindungen zu verzichten. So wurde das Material vom Baumarkt vor Ort leihweise zur Verfügung gestellt, bevor es nach dem Abbau wieder in den Handel ging.

Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung unserer Sponsoren:

  • Faust Linoleum GmbH & Co. KG
  • Georg Ackermann GmbH
  • Maurer Holzwerkstoffe GmbH
  • ZEG Zentraleinkauf Holz + Kunststoff eG
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