


Das Institut für Gebäude- und Energiesysteme der Hochschule Biberach (IGE) forscht im Bereich Geothermie und ist Mitglied im Landesforschungszentrum Goethermie (LFZG). Aktuell arbeiten Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff und sein Team an einer bundeseinheitlichen Ampelkarte mit, mit der das Potenzial oberflächennaher Geothermie in ganz Deutschland dargestellt werden soll. („WärmeGut“). In einem weiteren Projekt geht es um die Qualitätssteigerung von oberflächennahen Geothermiesystemen. Dabei entwickeln die Wissenschaftler*innen Mess- und Auswerteverfahren sowie Modelle für die Abbildung solcher Systeme. („QEWSplus“).
Auch Sebastian Braun (24) gehört als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu dem Forschungsteam, gleichzeitig studiert er im Masterstudiengang Energie- und Gebäudesysteme der HBC. Wie viele seiner Kommiliton*innen kombiniert er das Studium mit dem Beruf. Dabei hat er sich nicht für einen Job in der Industrie entschieden, sondern für die Forschung an der Hochschule Biberach. Für ihn eine einmalige Chance: „Unsere Vorlesungen finden mittwochs bis freitags statt, wir haben also genügend Zeit, um nebenher Geld zu verdienen“, berichtet Braun. „Im Forschungsteam von Professor Koenigsdorff kann ich zudem tiefer in die Materie einsteigen und mein Wissen ausbauen“, ergänzt er. „Davon profitiere ich im Studium und vor allem bei meiner abschließenden Masterarbeit“.
An der Geothermie fasziniert ihn die Bedeutung für die Wärmewende – und die vielfältigen technischen Möglichkeiten, denn es können Erdwärmekollektoren oder -sonden, aber auch weniger bekannte wie geothermisch aktivierte Bauteile eingesetzt werden, um die Wärme aus dem Erdreich zu gewinnen. Auch das Grundwasser spielt eine wichtige Rolle für die Wärmeleitung im Erdreich: Fließendes Grundwasser kann den Wärmetransport verbessern und die Effizienz von Erdwärmeanlagen erhöhen. In einigen Fällen wird das Grundwasser auch direkt als Wärmequelle genutzt. Als zentrales Element kommt die Wärmepumpe zum Einsatz, um die im Erdreich oder Grundwasser gespeicherte Energie verfügbar zu machen.
Schon in seinem Bachelorstudium, das er ebenfalls an der HBC absolviert hat, stand die Geothermie auf dem Vorlesungsplan. Im Studiengang Energie-Ingenieurwesen lernen die Studierenden die physikalischen und geologischen Grundlagen der Geothermie kennen, einschließlich der verschiedenen Arten der geothermischen Energiegewinnung. Ein wichtiger Bestandteil des Studiums ist die Planung und Auslegung von Geothermieanlagen. „Für meine Forschung an Geothermiesystemen ist vor allem das Verständnis des gesamten Systems von der Wärmequelle bis zur Wärmeabgabe in den Raum wichtig“, erläutert Sebastian Braun. Die physikalischen und technischen Grundlagen in diesen Bereichen waren bereits zentraler Bestandteil seines Bachelor-Studiums.
Die Geothermie ist ein dynamischer Bereich und wird eine wichtige Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen
Die physikalischen und technischen Grundlagen in diesen Bereichen waren bereits zentraler Bestandteil seines Bachelor-Studiums. Auch verfügt das Institut über ein eigenes Geothermie-Testfeld. Diese im Erdreich des Campus-Gelände nahe der Innenstadt verbaute Anlage ist nun u.a. der Arbeitsplatz von Sebastian Braun. Für seine spätere Berufstätigkeit kann er sich die Geothermie gut vorstellen – ob in der Forschung und Entwicklung oder bei einem Unternehmen der Energiebranche, das hat er noch nicht entschieden. „Die Geothermie ist ein dynamischer Bereich und wird eine wichtige Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff. „Als Energie-Ingenieur mit Vertiefungsrichtung Gebäude- oder Energiesysteme warten viele spannende Herausforderungen auf unsere Studierenden und wissenschaftliche Mitarbeiterschaft – egal, für welches Stellenprofil man sich entscheidet“.