Master-Student Clemes Krüskemper hat uns Eindrücke aus Taiwan geschickt
Master-Student Clemes Krüskemper hat uns Eindrücke aus Taiwan geschickt

Fotos: Master-Student Clemes Krüskemper hat uns Eindrücke aus Taiwan geschickt. Fotos: privat

Inzwischen (09.04.2020) sind die Einschränkungen deutlich verschärft worden und auch die Universität reagiert mit strengeren Konsequenzen, um das Virus weiter einzudämmen. Der Betrieb ist komplett auf Online-Vorlesungen umgestellt worden. Tatsächlich bin ich zuletzt knapp einer zweiwöchigen Quarantäne „entkommen", da die Regierung elf Gebiete in Taiwan als Hochrisikogebiete eingestuft hat, von denen ich in der Woche zuvor zwei besucht hatte. Soweit geht es mir gut, auch ich habe mich nun entschlossen, meine Wohnung nur noch mit Mundschutz zu verlassen und auf unnötige Aufenthalte in öffentlichen Bereichen zu verzichten. Trotz der weiteren Maßnahmen ist der Alltag aber nahezu uneingeschränkt möglich.

Was hat die Taiwan-Regierung gleich zu Beginn verordnet? Kurze Zeit nach dem Ausbruch des Virus in der Provinz Hubei wurden sämtliche Flüge dorthin gestrichen. Dies wurde wenig später auf das gesamte chinesische Festland erweitert und chinesischen Staatsbürgern wurde die Einreise verweigert. Nachdem Taiwan die Grenzen geschlossen hatte, ist es für Personen, die nicht Bürger der Republik China (Taiwan) sind, nicht mehr möglich einzureisen; einreisende Staatsbürger Taiwans müssen sich zwei Wochen in Quarantäne begeben, die per Besuch, Anruf und GPS-Tracking überwacht wird. Bemerkenswert ist, dass diese wirkungsvollen Maßnahmen vollkommen ohne Informationen der WHO (World Health Organization = Weltgesundheitsorganisation) erfolgt, der Taiwan aufgrund des politischen Einflusses Chinas nicht angehört.

Die Maßnahmen der National Taiwan University of Science and Technology (NTUST), an der ich mein Auslandssemester im Studiengang Architektur absolviere, ermöglichte lange einen nahezu reibungslosen Ablauf des Studiums. Sämtliche Zugänge zum Campus waren bis auf zwei Ausnahmen gesperrt. An diesen Zugängen wurden genau wie in einzelnen Gebäuden, wie Mensa und Bibliothek, Temperaturmessungen vorgenommen. Die wohl ungewöhnlichste Maßnahme war der Hinweis, dass an frequentierten Orten wie in den Aufzügen oder in der Mensa eine Art Sprech-Verbot herrschte, auf das mit Schildern hingewiesen wurde. In anderen Bereich des öffentlichen Lebens dürfen sich die Menschen nur mit Mundschutz und regelmäßig desinfizierten Händen bewegen.

Was bedeutet diese Regelungen für das tägliche Leben? Die Menschen in Taiwan haben sich schnell mit den Maßnahmen arrangiert. Der Alltag ist im weitesten Sinne nicht eingeschränkt, es ist bis auf einzelne Ausnahmen weiterhin möglich durch das Land zu reisen, abends auszugehen oder kulturelle Einrichtungen zu besuchen. Doch am wichtigsten ist die gegenseitige Rücksichtnahme. Ohne diese würde dies alles nicht funktionieren!

Text und Fotos: Clemens Krüskemper, Studiengang Architektur, 2. Semester Master Architektur. Der Student ist seit März in Taiwan und wird voraussichtlich bis Juli bleiben.