Das Orchester der Hochschule Biberach (HBC) lädt zum Ende des Sommersemesters erneut zum Werkstattkonzert ein. Am 25. Juni bringen die Musiker*innen gemeinsam mit dem YouTuber Michael Sommer und seinem beliebten Playmobil-Ensemble den dritten Teil der Trilogie –„Andromache“ –zur Aufführung (Aula am Campus Stadt, 19 Uhr). 

Zur Erinnerung: Nachdem im Wintersemester die ersten beiden Teile der „Orestie“ in der Übertragung von Henri Leconte de Lisle und der Musik von Jules Massenet auf die Bühne gebracht wurde, sollte – so war es angekündigt – im Sommersemester die Fortsetzung mit dem dritten Teil der „Orestie“, den „Eumeniden“, mit der Schauspielmusik von Charles Villiers Standford erfolgen. 

Jedoch, erläutert der Leiter des Hochschulorchesters, Prof. Dr. Klaus K. Weigele, stieß das Orchester auf Schwierigkeiten, mit denen es nicht gerechnet hatte: Für die „Eumeniden“ gebe es zwar einen gedruckten Klavierauszug, das für die Aufführung 1885 erstellte Stimmenmaterial sei allerdings – bis auf die Paukenstimme – verloren gegangen, so dass das Orchester sich auf die Suche nach dem Autograph Stanfords begeben musste. Eine Kopie des Autographs konnte nach aufwändiger Archivrecherche ausfindig gemacht werden – nun müssen jedoch eine lesbare Partitur und das Stimmenmaterial erstellt werden. Deshalb wurde die Aufführung der „Eumeniden“ auf das Wintersemester 2025/26 verschoben und kurzerhand der dritte Teil der geplanten Trilogie –„Andromache“ – vorgezogen, der nun an der HBC aufgeführt wird. 

 

Hochschulorchester
Hochschulorchester

Dabei machte Racine – einer der bedeutendsten Autoren der französischen Klassik im 17. Jahrhundert – seine Figuren zu fühlenden Wesen. So wurde seine Tragödie zu einer Geschichte des Leidens und Mitleidens.  Die musikalische Sprache der Ouvertüre erscheint unkonventionell und voller bizarrer Motive und die Harmonie wechselt beständig die Tonarten.  Darüber hinaus versieht Saint-Saëns jeden der vier Akte mit einem kurzen Vorspiel und akzentuiert die Auf- und Abgänge von Personen musikalisch. Er verzichtet – bis auf wenige Ausnahmen – aber darauf, die Musik eng mit dem Text zu verschmelzen.

Auch „Andromache“ stellte das Hochschulorchester vor besondere Herausforderungen: Ouvertüre und Vorspiel zum vierten Akt fanden Eingang in die Konzertliteratur, die Schauspielmusik jedoch verschwand aus dem Repertoire. „Für die Aufführung mussten wir die Orchesterstimmen deshalb selbst aus dem Autograph erstellen“, gibt Klaus Weigele einen Blick hinter die Kulissen frei. 

Damals feierte das Publikum die Schauspielmusik enthusiastisch, die Kritik war gespalten. Während der Figaro hervorhob, dass es gelinge in den Vorspielen die Handlung der Akte zu thematisieren und mit einem einzigen Oboen-Ton das Leiden der Andromache emotional zu vermitteln, kritisierten konservative Zeitungen die Hinzufügung von Schauspielmusik zu Racine als Sakrileg, berichtet Weigele. 

Musikinteressierte aus der Hochschule und der Region haben nun die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Der Eintritt ist frei – Spenden für das Hochschulorchester sind willkommen.

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