Der Student Amones Dudek hat beispielsweise in seinem Entwurf mehrere Verbindungen zur Person Erzberger und seiner Geschichte dargestellt. „Die Basis für die dynamische Gruppierung der Säulenschäfte bildet sein Alter. Es sind nämlich 46 Granit-Säulen, die für jedes Lebensjahr stehen, vorhanden. Um mich klar und deutlich von der rechtsradikalen bzw. nationalsozialistischen Architektur zu distanzieren, verzichte ich sehr stark auf rechte Winkel und Raster“, erklärt Dudek sein Konzept. Die 46 Schäfte werden durch zwei Achsen förmlich durchschnitten. Eine Schnittlinie führt zu seinem Geburtshaus in Buttenhausen. Die zweite Achse orientiert sich am Grabmal in Biberach. So entstehe eine Bewegung von Vergangenheit zur Gegenwart, das Geburtshaus als Start und die Ruhestätte als das Ende Erzbergers.

Entwurf Gedenkarchitektur Matthias Erzberger_Dudek
Entwurf Gedenkarchitektur Matthias Erzberger_Dudek

Sarah Hofmann hat sich für den Entwurf eines Mahnmals entschieden, das eine Art Tafel darstellt, welche den Strom des Rotbachs bricht und sich bewusst gegen den Strom richtet. „So wie Erzberger sich bewusst gegen den Strom des Krieges gerichtet hat und sich für den Frieden einsetzte“, erläutert die Studentin ihre Idee. Auf der Tafel stehen zwölf Worte: Akzeptanz, Völkerrecht, Engagement, Toleranz, Volksherrschaft, Würde, Schutz, Frieden, Integration, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Freiheit. Diese sollen die Werte, die Erzberger verkörperte, repräsentieren.

Entwurf Gedenkarchitektur Matthias Erzberger
Entwurf Gedenkarchitektur Matthias Erzberger

Das Mahnmal wird aus Metall angefertigt und von zwei Löchern durchbohrt. Diese Löcher stellen die zwei Schüsse dar, welche Erzberger schließlich töteten. Mit ihrem Entwurf möchte Hofmann nicht nur auf die Situation in der Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart verweisen: „Mit dem Mahnmal soll nicht nur an Matthias Erzberger und sein Schicksal erinnert werden. Es soll zeigen, dass diese Werte auch in der heutigen Gesellschaft noch nicht für jeden selbstverständlich sind und das auch heute noch zahlreiche Morde auf Grund von politischen Entscheidungen und Meinungsverschiedenheiten geschehen.“

An diese Überlegung knüpft Frauke Zimmermann, Zentralstelle für Gleichstellung und Diversity an der HBC an: „Auch heute noch kämpfen wir mit Vorurteilen, wir grenzen aus und diskriminieren aufgrund persönlicher Merkmale. Sich dem zu widersetzen ist mitunter nicht so ungefährlich wie auf den ersten Blick zu vermuten ist.“ Projekte wie der Stegreif „Politisches geDENKEN“ leisten einen Beitrag für eine „wertschätzende und diskriminierungsfreie Hochschulgemeinschaft“, sagt Zimmermann. Für diese Kultur einer offenen Hochschule sollen weitere Initiativen an der HBC ergriffen werden.


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