Es sind ernüchternde Zahlen: Dem Bauprozess werden etwa 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen zugeschrieben. Auf den Betrieb der Gebäude entfallen weitere 28 Prozent. Die Zahlen zeigen aber auch, welch großes Potential in der Branche steckt. Die Hochschule Biberach widmet sich daher schon länger verstärkt der Thematik der Bau-Bioökonomie. „Unsere Vision ist es, durch bioökonomische Hybrid-Bauweisen die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu stärken und die CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Deshalb investieren wir in ein Zentrum, in dem genau diese Bauweisen genauer erforscht und entwickelt werden sollen,“ erklärt Professor Matthias Bahr von der Hochschule Biberach. Er ist als Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement sowie als Projektleiter des neuen Forschungsbaus Gastgeber des 1. Forums für bio-ökonomische Hybridbauweise. Nach einem Grußwort des Rektors Professor André Bleicher sollen bei der digitalen Veranstaltung ExpertInnen aus der Forschung mit PraktikerInnen ins Gespräch kommen.  

Screenshot Referenten MS Teams
Screenshot Referenten MS Teams

Eine Schlüsselrolle für einen nachhaltigeren Bausektor könnte beispielsweise die Künstliche Intelligenz (KI) einnehmen. Vor allem im Bereich Produktivität schlummern in der Branche noch erhebliche Potentiale, ist sich Professor Dominik Matt von der Freien Universität Bozen sicher. Hier könnte KI wichtige Impulse liefern, wie er in seinem Vortrag zeigt. Von der Planung bis zum Rückbau können intelligente Assistenzsysteme beispielsweise für die Energie- und Ressourcenplanung, das Monitoring oder den Umgang mit Gefahrstoffen eingesetzt werden.

Doch der Einsatz schüre auch Ängste vor Stellenabbau, gibt der Experte für Industrial Engineering und Automation offen zu. „Deshalb ist es wichtig, die Thematik als eine neue Partnerschaft zu begreifen. Die KI macht das, was eine Maschine gut kann, beispielsweise rechnen. Sie ist für den Menschen damit eine Entscheidungshilfe, aber auf keinen Fall ein Ersatz für dessen Kreativität und Intuition.“ Aktuell wagten einige größere Bauunternehmen erste zaghafte Gehversuche mit der neuen Technik, berichtet Matt. Er ist überzeugt, dass es bald deutlich mehr werden.

Der Blick auf die Nutzer ist auch beim zweiten Thema des Abends entscheidend. Professor Jörg Schänzlin von der Hochschule Biberach stellt dabei die Frage, wie sinnvoll der Einsatz von Holz-Beton-Verbund ist. „Das erste Patent für diese Bauweise wurde 1939 vergeben, damals noch vor dem Hintergrund, Stahl sparen zu wollen. Diese Motivation ist in der heutigen Zeit nicht mehr gegeben, trotzdem sollte man den Verbund zwischen Holz und Beton nicht abschreiben,“ berichetet der Leiter des Instituts für Holzbau. Er betont die Vorteile, die die Bauweise mit sich bringe, beispielsweise die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, die geringere Masse und die Möglichkeiten zur Vorfertigung. Wichig sei es, entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu denken. Denn nur wenn von der Planung bis zur späteren Ausführung alle Beteiligten unkompliziert mit den Materialien arbeiten könnten, habe der Verbund eine Chance sich zu etablieren.


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