Wie finden junge Menschen heraus, welcher Beruf am besten zu ihnen passt – und damit welche Ausbildung oder welches Studium? Wer sich damit beschäftigt merkt schnell: Es gibt schrecklich viele Möglichkeiten.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das sagte gerade erst Ministerpräsident Winfried Kretschmann und verlieh damit der Situation Ausdruck, dass die Grünen in Baden-Württemberg entscheiden durften und mussten, mit wem sie künftig gemeinsam das Land regieren wollen. Zur Wahl standen die CDU oder eine Ampelkoalition mit SPD und FDP. Kretschmann hatte also die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten – und empfand offenkundig bereits dies als Qual.
Junge Menschen, die entscheiden sollen, wie sie ihr späteres Berufsleben einmal gestalten wollen, haben mehr Möglichkeiten. Unzählige Möglichkeiten. Und tatsächlich die Qual der Wahl. 325 anerkannte Ausbildungsberufe gibt es laut Bildungsinstitut für Berufsbildung in Deutschland. Das ist wenig im Vergleich zum Studienangebot: Wer studieren möchte, kann oder muss sich zwischen 9.168 Bachelor-Studiengängen (Hochschulrektorenkonferenz)
entscheiden, für die man sich an Universitäten, pädagogischen, dualen oder angewandten Hochschulen einschreiben kann. Ganz zu schweigen von den verschiedenen Standorten, an denen ein Studium möglich ist. Soll es die Großstadt sein, die endlich Abenteuer und Abwechslung verspricht oder lieber die Region, in der man aufgewachsen ist, nah an Familie und Freunden? Die Qual der Wahl. Wohl dem, der weiß, was er will. Für allen anderen: ein Dschungel, der mitunter mehr Ängste auslöst als dass er Chancen verheißt.
Wie also findet jemand, der noch unentschieden ist, weil er viele Interessen und Talente hat, oder unsicher, was am besten zu ihm passt, das richtige Angebot? Ausprobieren könnte eine Möglichkeit sein: Einfach mal einschreiben und abwarten, was passiert. Diese Methode mag im Einzelfall glücken.
Hineinschnuppern kann eine andere Herangehensweise darstellen. Im Laufe eines Schülerlebens bieten sich dafür vielfältige Möglichkeiten: Kinder-Uni, Forscher-Akademie, Girls und Boys Day, Schülerpraktika, Schnupperstudium, Studieninformationstag – Hochschulen und Universitäten lassen sich einiges einfallen, um jungen Menschen frühzeitig Einblicke in die Welt der Wissenschaft zu geben. Gleiches gilt natürlich auch für andere Bereiche. Und viele Schülerinnen und Schüler sind so Schritt für Schritt zu einer Entscheidung gekommen.
Auf der anderen Seite: Die Berufswelt entwickelt sich immer dynamischer; schon heute beginnt kaum mehr ein Berufseinsteiger dort, wo er Jahre später tätig sein wird. Auch muss die Gesellschaft Möglichkeiten finden eine nachhaltigere, also bessere Welt zu gestalten. Das wird einen fundamentalen Wandel in der Industrie benötigen. Wie bringt man sich als junger Erwachsener in einen solchen Prozess ein? Wie bereitet man sich auf Herausforderungen vor, ohne sie konkret zu kennen? Dafür ist Flexibilität gefragt und Kreativität, auch Mut. Vermutlich geht es mehr um eine innere Haltung. Und also um einen Raum, in dem sich diese entwickeln lässt. Einen solchen Raum muss Hochschule bieten. Indem sie scheinbare Gegensätze zulässt. Zum Beispiel offene Fragen stellt, anstatt fertige Antworten zu liefern; Gemeinschaft erzeugt und Individualität fördert; den Blick weitet und fokussiert.
Und gerade in der ersten Studienphase Zeit für Orientierung gibt, so dass Studierende eine Disziplin in der Breite kennenlernen, bevor sie sich für einen Schwerpunkt entscheiden. Auch diese Programmatik hilft im Dschungel der Angebote. Denn so kann, wer BWL, Ingenieurwesen oder Naturwissenschaften studieren will, strukturiert
ausprobieren, welches Profil innerhalb einer Disziplin am besten zu einem passt. So ergibt sich ein individueller Studienverlauf, der einen auf die Veränderungen in der Welt vorbereitet.
Wer die Wahl hat, muss sich nicht quälen.
Anette Schober-Knitz leitet an der Hochschule Biberach das Referat für Hochschulkommunikation und Marketing. Ihr Team ist u.a. für zahlreiche Formate zuständig, die Studieninteressierten bei der Studienwahl helfen. Zum Beispiel der Info-Tag am 12. Mai (14 Uhr).