Die Auftaktveranstaltung des Programms für Angewandte Nachhaltigkeitsforschung am 6. März 2024 in Stuttgart setzte den Startschuss für sechs wegweisende Projekte an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Auch die Hochschule Biberach (HBC) ist an zwei geförderten Projekten beteiligt.
Beim InDeckLe-Projekt (Innovative Deckenkonstruktionen aus Lehmverbund in industrieller Bauweise) steht die Hochschule Biberach im Fokus. Mit dem Ziel, die CO2-Emissionen im Baubereich zu minimieren, erprobt InDeckLe die Verwendung natürlicher Rohstoffe wie Holz und Lehm in Kombination mit Stahl und Beton für innovative Deckenkonstruktionen. Dieser Ansatz verspricht eine nachhaltige Transformation des Bausektors. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik Stuttgart durchgeführt. Den Scheck über 2,4 Millionen Euro haben bei der Auftaktveranstaltung seitens HBC Prorektorin für Forschung, Tranfer und Kooperationen, Prof. Dr. techn. Heike Frühwirth, Prof. Dr. phil. Jan Grossarth-Maticek, und Konstantin Nille-Hauf entgegen genommen.
Eine weitere Förderung erhielt das Projekt MoDe_ProBio, das ein Verbundprojekt der Hochschulen Furtwangen, Offenburg, Biberach und Heilbronn ist und von der Hochschule Furtwangen koordiniert wird. Ziel dieses Vorhabens ist es, biologische Roh- und Abfallstoffe in marktfähige Produkte umzuwandeln. Durch die Anwendung der Methode des „Digitalen Zwillings“ werden Bioprozesse umweltfreundlicher und effizienter gestaltet, was Potenziale für die gesamte Bioökonomie birgt. Seitens HBC waren Prof. Hartmut Grammel, Prof. Peters-Hädicke und Prof. Chrystelle Mavoungou bei der Auftaktveranstaltung vor Ort.
„Alle Projekte haben das große Potenzial zu zeigen, wie durch das Bündeln von Ideen und Kapazitäten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft die Zu-kunftsfähigkeit unseres Landes gesteigert werden kann. Die geförderten Projekte können eine Blaupause liefern, wie sich der Energie- und CO2-Fußabdruck so-wie Lieferkettenabhängigkeiten in der Kreislaufwirtschaft reduzieren lassen – und damit einen Nachhaltigkeitsschub in vielen Branchen auslösen“, sagte Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter beim Auftakt des Programms in Stuttgart. Zudem werde an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaft ein wesentlicher Teil der qualifizierten Fachkräfte ausgebildet, die als kreative Ideen-geber für die Unternehmen im Land so wichtig sind.
„Mit einer Förderung von bis zu 2,4 Millionen Euro pro Verbund und einer Laufzeit von vier Jahren ist das Programm in finanziell schwierigen Zeiten ein deutliches Commitment in der deutschen Forschungsförderung“, so Reiter weiter. Ziel sei es, innovative Forschungsfelder an den staatlichen Hochschulen für Ange-wandte Wissenschaften weiter zu erschließen oder zu stärken.
Forschungsschwerpunkt: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Das Förderprogramm zielt darauf ab, Verbundforschungsvorhaben in den Bereichen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die sechs Verbundprojekte arbeiten in den nächsten vier Jahren zu Themen wie dem Einsatz von Digitalisierung in Bioprozessen, der Biodiversität, der Wasserstofflogistik, innovativen Deckenkonstruktionen aus Lehm im Bausektor, dem Recycling von Seltenerdmagneten oder zur nachhaltigen Schließung von Kunststoffkreisläufen.
Die weiteren geförderten Projekte
In dem zweistufigen, wissenschaftsbasierten Wettbewerbsverfahren waren die Hochschulen Furtwangen, Reutlingen und Nürtingen-Geislingen mit ihren For-schungskonzepten ebenso erfolgreich wie die Hochschulen Aalen (mit zwei Projekten) und Biberach.
- BiodivRegio (Hochschule Nürtingen-Geislingen) verfolgt das Ziel, umweltfreundliche und regionale Lebensmittel verwertbarer und marktfähiger zu machen. Zudem zielt das Vorhaben darauf ab, die Biodiversität in der Landwirtschaft zu fördern.
- H2FLEX (Hochschule Reutlingen) nimmt mit seinem Forschungsschwer-punkt den Energiesektor in den Fokus. Allen voran geht es darum, Wasserstoff dort zu erzeugen und nutzbar zu machen, wo zentrale Versorgungswege nicht verfügbar sind. Dies betrifft insbesondere den ländlichen Raum. Daher erarbeitet das Projekt ein praktikables Konzept für die Spei-cherung, Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff.
- PRESERVE (Hochschule Aalen) konzentriert seine Forschung auf die In-tegration seltener Rohstoffe in die Kreislaufwirtschaft. Speziell werden recycelte Seltenerdmagneten und Li-Ionen-Batterien in Bezug auf ihre Ein-satzmöglichkeiten und Alterungseigenschaften bewertet, um sie in die bestmögliche Anwendung zu bringen. Dies schont seltene Ressourcen und fördert die Unabhängigkeit von Lieferketten.
- Auch RewitAI (Hochschule Aalen) arbeitet daran, Kunststoffkreisläufe zu schließen und Recycling in der Kunststoffbranche voranzutreiben. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf hoch beanspruchten Kunststoffen in Außensportanlagen. RewitAI erforscht sowohl den Rückbau der bisher verwendeten Kunststoffe als auch Alternativen aus Bio- und Recyclingkunst-stoffen.
Fotos: MWK/Jan Potente
Text: Pressestelle MWK