Volles Haus in der Jugendkunstschule: Zum ingesamt sechsten Mal hat hier gestern Abend (07.04.) die Startup Night Biberach stattgefunden. Nach coronabedingter Pause konnte die Gründerinitiative Biberach das Format für Gründungsinteressierte und Startups wieder in vollem Umfang anbieten. „Wir sind froh, für die Gründerinnen und Gründer aus der Region wieder eine solche Veranstaltung auf die Beine stellen zu können. Der direkte Austausch und das Netzwerken in lockerer Runde war in den letzten Monaten schwierig bis unmöglich, das haben wir alle vermisst,“ sagt Marcel Moser von der Gründerinitiative, der durch den Abend führte.

Den Auftakt machte Alexander Schuler, der gemeinsam mit einem Freund das Modelabel „Hurricane Apparel“ gegründet hat. Von Maselheim aus vertreiben die beiden nachhaltige Shirts, Pullover und Mützen. „Wir wollten von Anfang an einen klaren Kontrast zur sogenannten Fast Fashion setzen. Bei der Auswahl unserer Lieferanten und Produkte legen wir Wert auf Fair Trade, eine möglichst klimaneutrale Produktion und recyclebare Verpackungen,“ berichtete er in seinem Kurzvortrag.

Redner Startup Night
Redner Startup Night

Ihm sei bei der Gründung wichtig gewesen, nicht auf fremde Investoren zu setzen: „Wir haben mit kleinen Auflagen begonnen und die Produktion selbst finanziert. So wussten wir immer, dass wir nicht auf einem großen Schuldenberg sitzenbleiben, falls das Unternehmen scheitern sollte.“ Inzwischen kann man die Produkte nicht nur im Onlineshop, sondern auch in einigen Geschäften in der Region kaufen. Ob Schuler jemals Zweifel an der Selbstständigkeit kamen, wollte einer der rund 50 Gäste wissen. „Nein, nie. Klar gab es Momente, in denen es kritisch wurde. Aber mir war immer klar: Ich ziehe das durch, notfalls bis zum bitteren Ende.“

Pinkes Logo Startupnight am Boden

Im folgenden Gründungsgespräch stand Prof. Simon Gallus Rede und Antwort. Der Grafikdesigner hat bereits selbst Startup-Erfahrungen sammeln können und betreibt inzwischen eine eigene Designagentur in Biberach. Außerdem lehrt er an der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung in Ulm. „Mir ist es immer wichtig, die Themen aufzugreifen, die die Menschen in ihrem Alltag beschäftigen. Das kann in der Lehre manchmal auch schwierig sein, weil man sich sehr auf die Studierenden einlassen muss und nicht alles planen kann. Aber der Mehrwert ist am Ende immens,“ berichtete er aus seiner täglichen Arbeit.

Er sehe sich selbst auch als Kontaktvermittler, nutze sein großes Netzwerk gerne, um junge Gründerinnen und Gründer zu unterstützen. Sein Tipp: „Bringen Sie für Ihre Idee unterschiedliche Menschen zusammen. Wenn es in Ihrem Startup um Maschinenbau geht, holen Sie sich beispielsweise einen Psychologen mit an Bord. Schauen Sie über den Tellerrand, suchen Sie neue Perspektiven, das hilft ungemein.“ Das Hochschulumfeld sei genau der richtige Ort, um sich auszutesten, meint Gallus. Hier gebe es keinen Druck, dass aus einer Idee auch ein handfestes Ergebnis werden müsse. „Man muss den jungen Menschen das Bewusstsein mitgeben, dass man auch scheitern darf. Die Hochschule ist ein geschützter Raum, Hinfallen gehört hier zum Lernprozess und hat keine negativen Konsequenzen.“

Auf diesem Grundgedanken basiert auch die Arbeit der Gründerinitiative an der Hochschule Biberach. Verschiedene Lehrangebote und Veranstaltungen sollen den Studierenden Einblicke in die Welt der Startups geben, ohne aber Druck aufzubauen. Und wer den mutigen Schritt zur Gründung wagen möchte, findet spätestens bei der nächsten Startup Night viele Gleichgesinnte aus der Region, die gerne mit ihren Erfahrungen und Tipps helfen.

Publikum Startup Night
Publikum Startup Night

Kontakt