


Die Hochschule Biberach (HBC) hat einen wichtigen Schritt in Richtung Internationalisierung gemacht: Mit Elosy Kathambi, gebürtig aus Kenia, begrüßt die HBC ihre erste Austauschstudierende aus Südafrika. Sie absolviert hier ein Semester im Master Projektmanagement (Bau). Der internationale Austausch ist ein zentraler Bestandteil der Hochschule, um Wissen und Perspektiven über Grenzen hinweg zu teilen und zukunftsweisende Projekte voranzutreiben. Kathambi, die ihren Master an der Universität Pretoria in Südafrika absolviert, bringt nicht nur akademisches Talent mit, sondern auch wertvolle Expertise im Bereich nachhaltigen Bauens – insbesondere im Lehmbau, einer traditionellen und umweltfreundlichen Bauweise in Afrika. Ihren Bachelor in Bau-Ingenieurwesen hat die Studentin zuvor in ihrem Heimatland Kenia gemacht.
Seit dem Wintersemester 2024/25 ist Kathambi nun an der Hochschule Biberach. Wie sie auf die kleine Bildungseinrichtung im Süden Deutschlands aufmerksam geworden ist? Der Kontakt entstand durch die Partnerschaft ihrer Universität mit dem Institut für Holzbau (IfH) an der HBC. „Durch Gespräche mit Prof.Dr.-Ing. Alexander Glock, Studiendekan Civil Engineering (VGU/ Vietnam), wurde ich auf das Thema Lehmbau aufmerksam, das am IfH eine bedeutende Rolle in der Forschung spielt und mich sowohl aus fachlicher als auch persönlicher Perspektive sehr interessierte.“ Im Rahmen ihres Auslandssemesters widmete sich die Studentin also schnell einem ambitionierten Ziel: Lehm als nachhaltigen Baustoff in Afrika und weltweit zukunftsfähiger zu machen.
Foto: Elosy Kathambi, gebürtig aus Kenia, studiert in Südafrika im Master Bau-Projektmanagement und absolvierte das Wintersemester an der HBC.
Inspiriert durch die traditionelle Verwendung von Lehm in der Architektur Afrikas hat Kathambi in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Jörg Schänzlin, Leiter des IfH, und Konstantin Nille-Hauf eine vergleichende Studie zu formgepressten Lehmsteinen erarbeitet. Dabei untersuchte sie den Einfluss von Stabilisierungsmethoden, wie der Verwendung von Zement, auf die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Steine. Ihre Ergebnisse zeigen nicht nur wissenschaftliche Tiefe, sondern liefern auch einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung ressourcenschonender Bauweisen. Besonders in Regionen wie Afrika, wo Lehm ein zentraler Baustoff ist, eröffnet diese Arbeit neue Perspektiven.
Wie Konstantin Nille-Hauf betont, „können wir Europäer auf diesem Fachgebiet von Afrika lernen. Mit unserer industrialisierten Baukultur haben wir viel Wissen über den Lehmbau verloren, das definitiv einmal vorhanden war – vor allem in Deutschland. In Afrika oder auch Südamerika wurde dieses Wissen jedoch konsequent weiterentwickelt.“ Elosy Kathambi zeigt eindrucksvoll, wie stark Europa hier Nachholbedarf hat: Während in Deutschland erst seit Kurzem wieder ein einziger Hersteller von formgepressten Lehmsteinen existiert, gehört diese Technik in Kenia längst zur etablierten Praxis.
Ein wichtiges Ergebnis ihrer Studie ist die Erkenntnis, dass es für nachhaltige Bauweisen einer Zusammenarbeit bedarf: „Die Zukunft liegt darin, moderne Technologien aus Europa mit dem Wissen und den Erfahrungen Afrikas zu vereinen“, erklärt Nille-Hauf. Ziel sei es, ein Verfahren zu entwickeln, das auf Stabilisierung durch Zement verzichten kann und dennoch langlebige, ressourcenschonende Bausteine liefert. Dieses Zusammenspiel von traditionellem Wissen und moderner Forschung könnte wegweisend für nachhaltiges Bauen weltweit sein.
Kathambi forschte, aufbauend auf die gesammelten Erkenntnisse, an einer nachhaltigen Additiv-Alternative aus Sisal-Fasern (natürliche Pflanzenfasern, die aus den Blättern der Sisal-Agave gewonnen werden) und möchte die Ergebnisse dieser Arbeit auf der Sustainable Construction Africa 2025, in Nairobi präsentieren. Die Forschung habe nicht nur ihre akademische Laufbahn geprägt, sondern auch ihre Vision für die Zukunft gestärkt. “Durch meine Erfahrungen hier in Biberach und die Unterstützung der Professoren wurde mir klar, dass ich mich langfristig der akademischen Arbeit widmen möchte. Ich habe erkannt, wie wichtig es ist, nachhaltige Bauweisen zu erforschen und weiterzuentwickeln, um Lösungen für globale Herausforderungen zu finden.”
Neben der wissenschaftlichen Arbeit schätzt Kathambi die einzigartige Atmosphäre an der HBC: „Die Zusammenarbeit mit den Professoren und die praxisorientierten Projekte sind etwas ganz Besonderes. Diese Erfahrung hat mir nicht nur fachlich, sondern auch persönlich viel gegeben.“ Und auch die charmante Kultur und Architektur der Stadt Biberach habe die Kenianerin lieben gelernt. "Die Erfahrung hier war großartig. Ich habe nicht nur viel gelernt, sondern auch Freundschaften mit Studierenden aus verschiedenen Ländern geschlossen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich zurückkommen."
Die Hochschule Biberach ist stolz darauf, mit internationalen Talenten wie Elosy Kathambi zusammenzuarbeiten, und stärkt durch diese Projekte die Verbindungen zwischen Forschung und Praxis – sowie zwischen den Kontinenten. Kathambi`s Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie nachhaltiges Bauen als Brücke zwischen Kulturen dienen und globale Perspektiven bereichern kann.