Studierende der Architektur der Hochschule Biberach (HBC) haben sich mit den Möglichkeiten der zukunftsfähigen Weiterentwicklung von Einfamilienhausgebieten befasst und ihre Ideen in einer Ausstellung in Göttingen präsentiert. Dafür haben sie gemeinsam mit der Wohnraumagentur Göttingen Optionen beleuchtet, wie leere Zimmer in Ein- und Zweifamilienhäuser – in 60 Prozent von ihnen leben derzeit nur ein bis zwei Personen – angesichts der Wohnraumkrise wieder in Nutzung kommen können. Betreut wurde das Projekt von Professorin Julia Siedle, die an der Biberach School of Architecture Wohnungsbau, Quartiers- und Bestandsentwicklung lehrt.

Konkret wurden in dem Projekt, das die Studierenden im Rahmen eines Entwurf-Studios bearbeitet haben, anhand von vier Einfamilienhäusern aus Weende-Nord Umbauszenarien vorgestellt, die auf den Wohnwünschen der Eigentümer*innen basieren und soziale, ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigen. Dabei ging es auch um die Frage, wie durch die neuen Nutzungsformte ein Quartier als Ganzes entwickelt werden kann. „Die resultierenden Konzepte sind vielfältig im Design, im Ansatz und im Maßstab“, berichtet Julia Siedle, denn baulich sei Vieles möglich. „Es gibt praktisch für alle Häuser unterschiedliche, räumlich attraktive Möglichkeiten der Umgestaltung in mehrere Wohneinheiten, des barrierefreien Zugangs, der gemeinschaftlichen Nutzung. Hier stellt sich eher die Frage der Kosten- und Ressourceneffizienz“, erläutert sie.

Zimmer frei! Modell
Zimmer frei! Modell

Die Ausstellung wurde durch die Eva-Meurer-Stiftung gefördert und stieß auf großes Interesse, berichtet die Professorin: „Das Thema bewegt viele, Eigentümer*innen wie Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure. Mehr als 80 Prozent unseres Wohngebäudebestands sind Ein- und Zweifamilienhäuser und wenn wir der Wohnungs- und der Klimakrise begegnen wollen, kommen wir nicht um diesen Bestand herum – trotz der hohen Komplexität“. Die Schau endete mit einer Abschlussveranstaltung mit Vorträgen und Podium:   Ricarda Pätzold, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtentwicklung, Recht und Soziales am Deutschen Institut für Urbanistik, hielt einen Impulsvortrag über Herausforderungen und Potentiale bestehender Einfamilienhausgebiete. Torsten Klafft, Soziologe an der Leibniz Universität Hannover, einen Überblick über mögliche Ansätze und Instrumente zur Transformation der Einfamilienhäuser. Was die Erkenntnisse aus der Forschung für Göttingen bedeuten können, diskutieren im Anschluss Ricarda Pätzold, Maik Lindemann (Leiter des Fachbereichs Planung, Bauordnung, Vermessung der Stadt Göttingen) und Heike Klankwarth (Regionalbeauftragte der Architektenkammer Niedersachsen).

Eine Erkenntnis ist Prof. Julia Siedle besonders wichtig: „Es braucht neue Organisationsformen, um aus der Vielfalt an Bauformen, Wohnvorstellungen und -wünschen, sozialen und finanziellen Voraussetzungen starke, attraktive Quartiere zu machen, in denen man auch weiterhin gut wohnen kann“ Die Frage sei vielmehr, wer hier einen Beitrag leisten kann: Siedle sieht beratende sowie kommunale Wohnungsunternehmen, Genossenschaften, Erbbaurechtsgebende, die Eigentümer*innen selbst in der Verantwortung. Mit dem Projekt „Zimmer frei“ haben die Studierenden einen wichtigen Beitrag geleistet. Die entstandenen Entwürfe können über die HBC-Website eingesehen werden.

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