

Die Welt ist im Wandel und die Menschheit auf der Suche nach Strategien zur Bewältigung von mitunter globalen Risiken. Im Mittelpunkt stehen gewaltige Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Pandemie. Für junge Menschen, die noch mitten im Studium stehen, stellt sich die Frage, ob sie diesen Veränderungsprozessen gewachsen sind, wenn sie als junge Fach- oder Führungskräfte in die Arbeitswelt eintreten.
Dr. Isabell Osann, Vertretungsprofessorin für Strategisches Management an der Hochschule Biberach (HBC) ist es deshalb ein Anliegen, ihren Studierenden neben Fachwissen Future Skills zu vermitteln, also Fähigkeiten, die für die anstehenden Transformationsprozesse von Bedeutung sind. Dazu gehören zum Beispiel Erfahrungen in kreativer Problemlösung, wobei die Dozentin Wert auf das eigene Erleben legt.
Ihren Master-Studierenden der BWL hat Isabell Osann im Wintersemester deshalb die Aufgabe gegeben, eigenständig eine Zukunftskonferenz vorzubereiten und durchzuführen. Die Studierenden, die in Teams von vier bis fünf Personen zusammengearbeitet haben, sollten dafür gleich zwei Aufgabenpakete bewältigen: Einen fachlichen Textbeitrag, der dem Anspruch an eine akademische Tagung genügt sowie einen organisatorischen Beitrag für die Konferenz, um als Team praxisnahe und wirkungsorientierte Erfahrungen zu sammeln. Den fachlichen Bezugsrahmen bildete das Strategische Management; Anregungen zu aktuellen Themen gaben Isabell Osann selbst sowie KollegInnen aus ihrem weitreichenden Praxisnetzwerk.
Am Anfang des Vorhabens stand ein Barcamp. Ein solcher Workshop wird bewusst offen gestaltet, Inhalte und Ablauf legen die Teilnehmenden während der Veranstaltung gemeinsam fest. Das erfordere Offenheit und Flexibilität berichten Philipp Mall, Simon Enns und Lucas Berlan stellvertretend für alle Masterstudierenden aus diesem Kurs. „Es ist wichtig, sich voll und ganz darauf einzulassen“, sagt Mall und erklärt, wie die Themen für die Konferenz in dem Barcamp entwickelt wurden. Das Format wurde von der Dozentin Inga Wiele moderiert, eine im Begleiten von Innovationsprozessen erfahrene Moderatorin. Am Ende standen die Teams und ihre Themen fest: Seine Gruppe entschied sich für die Fragestellung, wie ein mittelständisches Unternehmen über agile Arbeitsweisen und Strukturen eine offene Innovationskultur („Open Innovation Mindset und Ambidextrie“) etablieren kann, Lucas Berlan und seine KommilitonInnen befassten sich mit der Kreislaufwirtschaft in der Verpackungsindustrie („Status quo und Lösungsansätze bei Wasch- und Putzmittelverpackungen“) und das Team rund um Simon Enns mit der Frage, welche Rohstoffe sich in der Bauwirtschaft eignen, um nach dem Cradle-to-Cradle Prinzip wirtschaften zu können. Dafür müssen alle Rohstoffe rückstandlos in den Kreislauf zurückgeführt werden, schließlich ist die Bauindustrie für einen gewaltigen CO2-Ausstoß verantwortlich und ein schonender Umgang mit Ressourcen angesagt.
Damit war den Betriebswirten der Anfang gelungen: Sie hatten sich als Team auf ein Thema geeinigt. Nun ging es um die inhaltliche Vorbereitung – der Zukunftskonferenz und des wissenschaftlichen Fachartikels. Gemeinsam recherchierten sie, trugen Ergebnisse zusammen und entwickelten Text und Veranstaltung mehr und mehr weiter. Wie schon das Barcamp fand die Konferenz digital statt. So trainieren die Studierenden „den kompetenten Umgang mit digitalen Tools, Medien, Informationen und Daten“, erläutert Dr. Isabell Osann ihren Lehransatz. Kommunikations- und Teamkompetenzen würden unter Berücksichtigung von „Diversität, Selbstständigkeit, Eigenmotivation und Flexibilität angewendet“.
Und zum Ende des Semesters fand die Zukunftskonferenz tatsächlich statt; in deren Rahmen präsentierten die Teams ihre Ergebnisse, die sie kollaborativ zu den definierten Fragestellungen zusammengetragen haben. U.a. nahmen die ExpertInnen aus der Praxis teil, mit denen die Master-Studierenden für das Projekt im Austausch gewesen waren. Sie zeigten sich beeindruckt vom Umfang der Recherchen. Für den Keynote konnten die Veranstalter Professor Jochen Weilepp gewinnen, Dekan der Fakultät BWL. In seiner Eröffnungsrede ging er auf die Herausforderungen des Strategischen Managements ein und gab wichtige Impulse zur Umsetzung der vorgetragenen Innovationsstrategien. Von dem Format Zukunftswerkstatt zeigte er sich begeistert aufgrund der Wissensflüsse zwischen Studierenden und Unternehmen sowie zwischen unterschiedlichen Studiengängen an der Hochschule.
Auch die Studierenden sind mit dem Gesamtergebnis zufrieden, wenngleich sie „den Aufwand anfangs nicht richtig eingeschätzt haben“, wie Lucas Berlan berichtet. Das sorgte zwischendurch für Zeitdruck, schließlich standen noch andere Projekte in diesem Semester an, so der 25-Jährige. Wichtige Erfahrungen, die zum Lernerfolg dazu gehören. Auch für seinen Kommilitonen Philipp Mall (26) war das Projekt Neuland. „Wir waren extrem frei in der Themenfindung – und es ist etwas Spannendes herausgekommen“, zieht er sein persönliches Resumee, wobei ihm wichtig ist, dass die Teams sich mit ihren zukunftsorientierten Themen Gehör verschaffen konnten. Und was würden Sie nachfolgenden Semestern für das Format Zukunftskonferenz raten? „Rasch aus der Komfortzone zu kommen“, bringt es Simon Enns, ebenfalls 26, auf den Punkt: „Das ist notwendig – und es lohnt sich!“.