Um einen ersten Überblick über die biologische Vielfalt auf den beiden Campus-Standorten zu erhalten, hat die HBC einen Ornithologen beauftragt. Luis Ramos ist selbständiger Fachgutachter und hat in einem ersten Schritt untersucht, welche Vogelarten bereits in der nächsten Umgebung der Hochschule leben und wo sich deren Nistplätze befinden. Das verschafft einen ersten Überblick über die biologische Vielfalt auf den beiden Campus-Standorten.

Luis Ramos
Luis Ramos

„Diese Voruntersuchung der Vögel ist für die artenschutzrechtliche Bewertung und spätere baubiologische Begleitung erforderlich“, erklärt der Experte. In den frühen Morgenstunden, wenn die Vögel aktiv werden, hat er sich – ausgestattet mit einem Fernglas und Karten– an den beiden Campus-Standorten auf den Weg gemacht und hat im Bereich der Gebäude der Hochschule samt Umfeld Vogelarten registriert. Hierbei wurden einzelne Arten auch mit Kamera und Teleobjektiv dokumentiert: Unter anderem Mauersegler, Amseln, Grauschnäpper, Sperber, Hausrotschwanz und Turmfalke. „An der Hochschule Biberach haben wir, was die Artenvielfalt von Vögeln angeht, einen guten mittleren Standard. Aber es könnte mehr sein“, zieht Luis Ramos ein erstes Fazit gegenüber Tobias Götz vom Projektbüro Campus Zukunft. Er ist an der HBC für die nachhaltige Campusentwicklung in den Bereichen Gebäude und Energie sowie Abfallmanagement zuständig und wird ab August zusätzlich das Thema Biodiversität übernehmen. Gemeinsam mit dem Ornithologen will das Team nun erarbeiten, mit welchen gezielten Maßnahmen die heimischen Vogelarten auf dem Campus erhalten und unterstützt werden können und in welcher zeitlich-räumlichen Achse Sanierungen stattfinden können, ohne den Wohnraum der Vögel zu zerstören.

Tobias Götz und Luis Ramos
Tobias Götz und Luis Ramos

Die Hochschule Biberach hat dafür schon erste Ideen, erzählt Tobias Götz: „Wir planen unter anderem mit dem Naturschutzbund (NABU) den Bau von Nistkästen, um alternativen und zusätzlichen Wohnraum für die Tiere zu schaffen.“ Zudem wird das Dach des A-Gebäudes begrünt und graue Flächen sollen vermehrt bepflanzt werden, um die Biodiversität am Campus zu fördern. Einen Beitrag dazu leisten bereits die beiden Blühwiesen, die jeweils am Campus Stadt und am Campus Aspach gepflanzt wurden und viele Insekten anziehen.

Tobias Götz (links) und Luis Ramos im Gespräch über den Vogelbestand an der Hochschule Biberach.

„Damit wir nachhaltig etwas verändern, braucht es weitere Pflanzen, heimisches Gehölz, Nahrungsangebote für Insekten und genug Brutkästen und Wohnraumangebote für die Tiere, um Konkurrenz zwischen den Vögeln zu vermeiden“, rät der Ornithologe. Den Erhalt der Linden an der Ecke Karlstraße/Raustraße sieht Ramos zudem als enorm wichtig an, denn hier allein leben acht verschiedene Brutvogelarten.

Besondere Relevanz habe die Berücksichtigung der Bedürfnisse der am Campus heimischen Vogelarten bei den geplanten Sanierungsarbeiten, ergänzt Ramos. Damit die Vögel an den beiden Campus-Standorten der Hochschule nicht durch die geplanten Sanierungen in bezug auf Lärm- und Bauaktivitäten beeinträchtigt werden, sondern sich trotz Lärm und Bauaktivitäten wohlfühlen, sei eine baubiologische Begleitung bei den Vorhaben erforderlich, betont der Experte. Bei allen Eingriffen müssen die Belange des besonderen Artenschutzes beachtet werden – so kommt beispielsweise ein Sanierungsbeginn während der Nist- und Brutzeit (1. März bis 30. September) nicht in Frage. Mehrere Vogelarten, darunter die Mauersegler, haben ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Traufkasten, in schmalen Ritzen und Hohlräumen. Diese müssen in Form einer Interimsmaßnahme während der Bauarbeiten durch künstliche Nist- oder Quartiershilfen ersetzt werden. Weiter müssen Ersatzmaßnahmen geschaffen werden, damit sich die Vögel nach baulichen Veränderungen wieder ansiedeln können. Der Erhalt der bestehenden Brutplätze ist somit oberste Priorität. 

„Das sind zusätzliche Aspekte, die wir bei einer Sanierung beachten müssen. Da geht es nicht nur um Energie und Bestandsaufnahme, sondern eben auch um die Natur und nicht so offensichtliche Dinge,“ so Götz. Für das Projekt-Team ist die Vogelkartierung nur ein erster Schritt und kleiner Teil des Gesamtkonzepts klimaneutraler und biodiverser Campus, das vom Rektorat der HBC und insbesondere von Kanzler Thomas Schwäble getrieben wird: „Der Campus der Zukunft ist ein Gemeinschaftsprojekt und Campusentwicklung ist Standortsicherung.”

Lesen Sie auch: Der Campus der Hochschule Biberach soll klimaneutral werden. Ein Meilenstein auf dem Weg dorthin die EMAS-Zertifizierung der EU, die die HBC bereits 2015 durchlaufen hat. Nun wurde die Hochschule rezertifiziert.

Unter anderem hat sich der Haussperling an der Hochschule Biberach eingenistet. Foto: Luis Ramos

Haussperling an der HBC
Haussperling an der HBC

Kontakt